Erst twitterte Benedikt XVI., jetzt schreibt er für die britische Wirtschaftszeitung. Das Blatt hatte um den Papst um den Beitrag gebeten.

London/Vatikanstadt. Fremde Federn: Papst Benedikt XVI. hat einen Gastbeitrag für die britische Wirtschaftszeitung „Financial Times“ verfasst. Das Blatt hatte den Papst nach Erscheinen seines Jesus-Buches um einen Autorentext zu Weihnachten gebeten.

Auch wenn dies unüblich sei, habe Benedikt XVI. der Bitte gerne entsprochen, erläuterte das vatikanische Presseamt die ungewöhnliche Publikation. Am Ende des Beitrags beschreibt die Zeitung ihren Gastautor wie folgt: „Der Verfasser ist Bischof von Rom und Autor des Buches: ’Jesus von Nazareth – Die Kindheitserzählungen’.“

Der Papst schreibt, die Christen hätten die Pflicht, sich in den Belangen und Nöten der Welt zu engagieren. Ihr politischer und wirtschaftlicher Einsatz müsse aber frei von Ideologien sein. Das Evangelium biete reichlich Inspiration für eine fruchtbare Zusammenarbeit der Christen mit anderen Menschen, auch für das Leben im Parlament oder an der Börse. Ausdrücklich bekräftigte der Papst den biblischen Grundsatz, „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“.

Im Lauf der Geschichte hätten die Christen allerdings vielen Forderungen der Obrigkeit nicht entsprechen können, erinnerte der Papst – angefangen vom Kaiserkult im antiken Rom bis zu den Ansprüchen totalitärer Regime des 20. Jahrhunderts. Oft hätten die Kaiser versucht, den Platz Gottes einzunehmen. „Wenn die Christen sich weigern, sich vor falschen Göttern niederzuknien, dann nicht weil sie eine antiquierte Weltsicht hätten“, betonte Benedikt XVI. Im Gegenteil komme dies, weil sie ein von Ideologien freies Menschenbild hätten, das „keine Kompromisse“ dulde, so der Papst in der „Financial Times“.

„Christen kämpfen gegen Armut, weil sie die höchste Würde jedes Menschen als Geschöpf nach dem Ebenbild Gottes anerkennen“, schreibt Benedikt XVI. weiter. Die Gläubigen engagierten sich für eine gerechte Verteilung der Ressourcen auf der Erde, weil sie als „Verwalter von Gottes Schöpfung“ die Pflicht hätten, „sich um die Schwachen und Verwundbaren zu kümmern“. Sie widersetzten sich Habgier und Ausbeutung „aus der Überzeugung heraus, dass Großzügigkeit und selbstlose Liebe – so wie Jesus sie gelehrt und vorgelebt hat – zu einem ausgefüllten Leben führen“. Zudem ergebe sich aus dem christlichen Glauben die Dringlichkeit, Frieden und Gerechtigkeit in der Welt zu fördern, unterstrich der Papst.