Die regierende Elite werde nicht aufgeben und sei bereit „alles in Brand zu stecke. Kämpfe nahe Flüchtlingslager bei Damaskus.

Antakya/Türkei. Ein Sturz der syrischen Machtelite um Präsident Baschar al Assad könnte nach Einschätzung der Rebellen noch mehrere Monate dauern. Besonders das umfangreiche Chemiewaffenarsenal stellt die Aufständischen dabei vor Probleme, wie der Rebellenkommandeur Salim Idris sagte. Die regulären Streitkräfte setzten unterdessen am Mittwoch ihre Angriffe auf mehrere Vororte der Hauptstadt Damaskus fort.

Ohne Unterstützung aus dem Ausland könne ein Sieg über die Regierungstruppen noch bis zu drei Monate dauern, sagte Idris. Er schätzte Assads Truppenstärke auf mehr als 120.000 Mann. Idris war erst im Juli desertiert und zu den Rebellen übergelaufen. Anfang des Monats wurde der 55-Jährige zum neuen Chef der aufständischen Kampftruppen gewählt.

Idris sagte, er befürchte, dass die Regierung ihre Chemiewaffen im Bürgerkrieg einsetzen werde. Das Regime „kann und wird“ chemische Waffen einsetzen, es sei denn, Assad werde zum Rücktritt gezwungen. „Wir wissen genau, wo sie (die Chemiewaffen) sind und wir beobachten (sie) jeden Tag“, erklärte er. „Aber wir haben nicht die Möglichkeit, sie unter unsere Kontrolle zu bringen“, räumte er ein. Syrien verfügt laut Experteneinschätzung über eins der größten Chemiewaffenarsenale der Welt.

Bereit, „alles in Brand zu stecken“

Den syrischen Präsidenten Assad bezeichnete Idris im Interview als Strohmann und erklärte, die Entscheidungen fielen in einem Machtzirkel der alawitischen Minderheit. Die regierende Elite werde nicht aufgeben und sei bereit, „alles in Brand zu stecken“, sagte der Kommandeur.

Syriens UN-Botschafter Baschar Dscha’afari hatte Anfang der Woche bekräftigt, seine Regierung werde unter keinen Umständen chemische Waffen einsetzen. Dagegen sagte er, Extremisten könnten solche Waffen ins Feld führen und dann die Regierung dafür verantwortlich machen. Die internationale Gemeinschaft steht einem möglichen Militäreinsatz in Syrien sehr zurückhaltend gegenüber. Die USA haben aber deutlich gemacht, mit dem Einsatz von Chemiewaffen würde eine rote Linie überschritten.

Unterdessen führte die syrische Armee laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur SANA erneut eine Offensive gegen die Aufständischen in verschiedenen Vororten von Damaskus durch. Zahlreiche Terroristen seien getötet worden, hieß es. Die syrischen Behörden bezeichnen die Aufständischen in der Regel als Terroristen. Die Kämpfe fanden in der Nähe eines palästinensischen Flüchtlingslagers in Jarmuk statt.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas reagierte und sagte, er sei bereit, palästinensische Flüchtlinge aus Syrien im Westjordanland und auch im Gazastreifen aufzunehmen. Abbas sagte laut der Nachrichtenagentur Wafa, er habe UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gebeten, die Flüchtlinge aus Syrien herauszuholen. Den Angaben zufolge leben rund 450.000 Palästinenser in zehn verschiedenen syrischen Flüchtlingslagern. Für die Einreise von Flüchtlingen in die Palästinensergebiete ist indes eine Genehmigung durch Israel notwendig. Das israelische Außenministerium stand für eine Stellungnahme zunächst nicht zur Verfügung.