Bericht über absichtliches Öltanker-Unglück. USA werfen Teheran Hackerangriffe vor

Washington/Teheran. Angesichts des festgefahrenen Atomstreits mit dem Iran wollen die 27 EU-Staaten an diesem Montag ihre Sanktionen weiter verschärfen. Allerdings zeigt sich die Führung in Teheran bei der umstrittenen Anreicherung von Uran mal wieder kompromissbereit. Gleichzeitig planen die Revolutionswächter aber nach einem "Spiegel"-Bericht eine Ölkatastrophe im Persischen Golf, um dem Westen zu schaden. Der Westen und Israel verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Forschung an eigenen Atomwaffen zu arbeiten. Die Führung in Teheran bestreitet das. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte: "Iran hat sich in den letzten Monaten in keiner der entscheidenden Fragen bewegt. Wir müssen daher den Sanktionsdruck erhöhen."

An diesem Montag beraten die EU-Außenminister in Luxemburg über die Verschärfung der Strafmaßnahmen. Im Gespräch sind unter anderem ein Importverbot für iranisches Erdgas und ein Verbot, iranisches Öl zu transportieren oder zu lagern. Die Öleinfuhren sind bereits verboten.

Der Iran zeigte sich bei der umstrittenen Anreicherung von Uran kompromissbereit. Voraussetzung für Gespräche seien aber Garantien, dass auf 20 Prozent angereichertes Uran für den Forschungsreaktor in Teheran aus dem Ausland geliefert werde, sagte Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast nach Angaben des Fernsehsenders Press-TV. Einen entsprechenden Vorschlag hatte Präsident Mahmud Ahmadinedschad bereits vor zehn Tagen unterbreitet. Die Führung in Teheran gibt an, dass auf 20 Prozent angereichertes Uran nur für medizinische Zwecke wie beispielsweise die Behandlung von Krebspatienten genutzt werde. Uran kann auch für den Bau einer Atombombe verwendet werden, allerdings müsste das Material auf deutlich über 80 Prozent angereichert werden.

Als Reaktion auf die Sanktionspolitik planen die Revolutionswächter im Iran nach einem "Spiegel"-Bericht einen absichtlichen Öltanker-Unfall im Persischen Golf. Der streng geheime Sabotageplan des Kommandeurs der Revolutionswächter, Mohammed Ali Dschaafari, mit dem Namen "Trübe Wasser" liegt dem Nachrichtenmagazin nach eigenen Angaben vor. Er sehe vor, die Straße von Hormus durch eine absichtlich herbeigeführte Tanker-Katastrophe zu verunreinigen. Der Westen würde gezwungen, sich an einer groß angelegten Säuberung der Gewässer zu beteiligen - und dafür womöglich auch die Sanktionen gegen Iran aussetzen.

Das Szenario ist den USA bereits vertraut. So steckten im Golfkrieg 1990/1991 die Truppen von Iraks Machthaber Saddam Hussein bei ihrem Rückzug aus Kuwait Ölfelder in Brand und öffneten die Ölterminals. Dadurch flossen gewaltige Mengen Öl in den Golf und lösten eine Umweltkatastrophe aus.

In den USA vermutet man zudem, dass die iranische Regierung hinter einer Offensive von Computer-Hackern gegen amerikanische Ziele steckt. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, habe es in den vergangenen Wochen eine massive Welle von Angriffen auf Banken in den USA gegeben. Bei den Hackern handele es sich anscheinend um ein Netzwerk von weniger als 100 iranischen Spezialisten für Netzwerksicherheit in Unternehmen und an Universitäten. Die Cyberanschläge könnten eine Vergeltung für harsche US-Sanktionen gegen den iranischen Finanzsektor und die Ölindustrie sein. Experten gehen davon aus, dass die USA und Israel ihrerseits Cyberangriffe auf den Iran gestartet haben.

Der Iran hat diese Berichte zurückgewiesen. Diese falschen und nicht fachlichen Anschuldigungen seien politisch motiviert und Teil des US-Wahlkampfs, sagte der Chef der Internetabteilung der Regierung, Mehdi Akhavan. "Der Iran ist selbst ein Opfer von Cyberattacken und daher bieten wir den betroffenen Firmen unsere Hilfe an."

Bereits am Donnerstag hatte US-Verteidigungsminister Leon Panetta von einer "bedeutenden Eskalation" von Hacker-Angriffen gesprochen, ohne dabei den Iran namentlich zu nennen. Der Pentagonchef warnte vor einem "Cyber-Pearl-Harbor", in Anspielung auf den verheerenden japanischen Angriff auf den US-Stützpunkt 1941.

Der geistliche Führer des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, rief die Iraner zum Widerstand gegen westliche Sanktionen auf. "Der Feind kommt auf verschiedenen Wegen", sagte Chamenei. Er hielt innerhalb von einer Woche bereits seine dritte öffentliche Rede. Der Ayatollah forderte die Bevölkerung auf, einheimische Produkte zu kaufen. "Es ist falsch, dass einige immer ausländische Marken und Namen wollen", sagte Chamenei. "Wenn die inländische Produktion steigt, bekämpft das die Arbeitslosigkeit und senkt die Inflation." Die Sanktionen, die den Iran zur Aufgabe des Atomprogramms zwingen sollen, zeigen Wirkung. Die Landeswährung Rial verlor stark an Wert. Zudem fehlen der Regierung in Teheran wegen des Boykotts von Ölimporten durch die EU wichtige Deviseneinnahmen.