Gericht vertagt den Berufungsprozess der Punkband Pussy-Riot. Eine der Musikerinnen hatte zuvor ihren Anwalt entlassen.

Moskau. Ein russisches Gericht hat die Berufungsverhandlung im Prozess um die Punkband Pussy Riot vertagt. Wie jetzt bekannt wurde, hatte eine der Musikerinnen zuvor ihren Anwalt entlassen.

Vor der Berufungsverhandlung gegen drei Mitglieder der russischen Polit-Punkband hatte die Moskauer Polizei rund um das Gericht ein Großaufgebot zusammengezogen. Streifenwagen patrouillierten die Umgebung.

Anhänger und Gegner der inhaftierten Frauen haben Proteste angekündigt. Das Gericht sollte das Urteil prüfen. Die Frauen waren nach einem Punkgebet gegen Kremlchef Wladimir Putin in einer Kirche zu je zwei Jahren Straflager verurteilt worden.

Ein Anwalt hat indes die Forderungen der orthodoxen Kirche nach Buße zurückgewiesen. „Falls mit Buße ein Schuldeingeständnis gemeint ist, so ist das sehr unwahrscheinlich“, sagte Verteidiger Mark Fejgin jetzt. Die jungen Frauen hätten stets klar gemacht, dass sie ihr umstrittenes Punkgebet gegen Kremlchef Wladimir Putin in einer Kirche als politische Performance sehen. Bei Gläubigen, die sich durch die Aktion beleidigt fühlten, hätten sich die Künstlerinnen bereits entschuldigt.

Die Musikerinnen waren wegen Rowdytums aus religiösem Hass zu je zwei Jahren Strafler verurteilt worden. Das Moskauer Stadtgericht sollte am Montag prüfen, ob das international scharf kritisierte Urteil rechtmäßig ist. Er rechne nicht damit, dass die Frauen freigesprochen würden, sagte Fejgins Kollege Nikolai Polosow der Agentur Itar-Tass. Allerdings erwarte die Verteidigung, dass das Urteil abgemildert werde. Welcher Anwalt entlassen wurde, ist bisher noch unklar.

Nadeschda Tolokonnikowa (22), Maria Aljochina (24) – beide Mütter kleiner Kinder – und Jekaterina Samuzewitsch (30) sitzen seit Anfang März hinter Gittern. Bürgerrechtler kritisieren das Vorgehen der Justiz als politisch motiviert.

Die Verhandlung wurde auf den 10. Oktober vertagt.