Hunderttausende legten die Arbeit nieder, die meisten demonstrierten friedlich. Doch es gab auch Ausschreitungen, Brandflaschen flogen.

Athen. Hunderttausende haben am Mittwoch in Griechenland mit einem Generalstreik gegen die Sparpolitik das öffentliche Leben lahmgelegt. Am Rande der Demonstrationen in Athen kam es zu Ausschreitungen. Dort gingen nach Angaben der Gewerkschaften mehr als 100 000 Menschen friedlich auf die Straßen. Die Polizei schätzte 50 000 Teilnehmer. Nach den Angaben wurden 20 Beamte leicht verletzt. Polizisten nahmen mehr als 100 Personen vorübergehend festgenommen. Acht blieben in Haft.

Ungeachtet der Proteste wollte die Regierung das Reformtempo erhöhen. Das gewaltige Sparprogramm im Volumen von 11,88 Milliarden Euro soll nun bis Ende dieser Woche von der Koalitionsregierung gebilligt werden, hieß es im Finanzministerium.

Rund 200 Autonome schleuderten Brandflaschen auf die Polizei. Die Beamten setzten Tränengas ein. Tausende friedliche Demonstranten flohen vom zentralen Platz vor dem Parlament in Nebenstraßen.

Im Ausstand waren Lehrer, die Staatsbediensteten und auch die Seeleute. Keine Fähre lief aus dem Haupthafen des Landes in Piräus aus. Sogar Priester gingen auf die Straße vor dem Parlament in Athen, berichteten Augenzeugen. Im Flugverkehr kam es zu Verspätungen wegen einer dreistündigen Arbeitsniederlegung der Fluglotsen.

Ärzte behandelten nur Notfälle, Apotheken blieben geschlossen. Auch die Journalisten legten eine vierstündige Arbeitsniederlegung ein. Zwischen 11.00 und 15.00 Uhr Ortszeit gab es nur Nachrichten über die Streikbewegungen und die Demonstrationen. Viele Geschäfte und Banken waren im Zentrum Athens zu. Die Händler protestierten gegen den „Einbruch des Konsums als Folge der Rotstiftpolitik“.

Die Streiks sind nach übereinstimmenden Schätzungen der Gewerkschaften und der Presse die massivsten seit Februar. Zu den Aktionen aufgerufen haben die Gewerkschaftsdachverbände des privaten und des staatlichen Bereichs. Nach eigenen Angaben vertreten sie zusammen mehr als drei Millionen Arbeitnehmer. Demonstrationen gab es auch in Thessaloniki, auf Kreta und zahlreichen Städten Mittelgriechenlands, berichteten telefonisch Augenzeugen.

Die Gewerkschaften rechnen mit weiteren Kürzungen von Löhnen und Renten zwischen sechs und 20 Prozent. Die Arbeitnehmer haben nach Angaben der Gewerkschaften bereits etwa 30 Prozent ihres Einkommens verloren.

Der griechische Ministerpräsident, Antonis Samaras, und sein Finanzminister Ioannis Stournaras, einigten sich am Dienstagabend auf ein rund 11,88 Milliarden Euro schweres Sparprogramm. Zudem sollen weitere zwei Milliarden Euro durch neue Steuern in die Staatskassen fließen. Das Sparprogramm muss nun bei einem neuen Treffen mit den Koalitionspartnern, dem Sozialisten Evangelos Venizelos und dem Chef der Demokratischen Linken, Fotis Kouvelis, gebilligt werden. „Wahrscheinlich am Donnerstag“, sagte ein Mitarbeiter des Finanzministers.

Nur wenn Athen die weiteren Sparauflagen erfüllt, die von der Geldgeber-Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF), EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) geprüft werden, kann die Regierung mit einer weiteren Finanztranche von 31,5 Milliarden Euro rechnen. Andernfalls steht Griechenland vor dem Staatsbankrott.