Duell zwischen US-Präsident und Herausforderer: Obama prangert Menschenhandel an. Romney setzt bei Außenpolitik auf Marktwirtschaft.

New York. Fernduell zwischen dem US-Präsidenten und seinem Herausforderer: Eine Woche vor ihrer ersten geplanten Debatte haben Barack Obama und Mitt Romney beim jährlichen Treffen der Stiftung von Ex-Präsident Bill Clinton am Dienstag nacheinander vor dem gleichen Publikum gesprochen. Dabei rückte nach den massiven Protesten der vergangenen Tage in der muslimischen Welt die Außenpolitik ins Zentrum ihres Wahlkampfes. Romney machte deutlich, US-Hilfen für andere Länder müssten an die Prinzipien der freien Marktwirtschaft geknüpft sein, Obama setzte einen humanitären Schwerpunkt: Menschenhandel sei „moderne Sklaverei“, sagte er.

Romney, der bereits am Vormittag aufs Podium der Clinton-Stiftung trat, warb in seiner Rede für eine entschlossene Haltung der USA in den großen Fragen der US-Politik: Syrien-Konflikt, Atomstreit mit dem Iran, Reaktionen auf die gewaltsamen Proteste. „Wir merken, wir sind eher den Ereignissen ausgeliefert, anstatt sie zu gestalten“, sagte er.

Der Republikaner bezeichnete Hilfe aus dem Ausland als notwendig, um einen dauerhaften Wandel in Libyen zu ermöglichen. Zugleich bekräftigte er seine kapitalistischen Wertvorstellungen. Das Ziel der US-Hilfsaktionen müsse die Förderung von Arbeit und Marktwirtschaft sein. Dies sei die beste Voraussetzung, um Menschen ein glückliches Leben zu ermöglichen und die Basis für die Gründung einer starken und erfolgreichen Nation zu geben. „Arbeit schafft Selbstbewusstsein“, sagte er.

Obama prangerte in seiner Rede unter anderem das Problem des globalen Menschenhandels an. „Moderne Sklaverei“ sei dies, „barbarisch und böse“. „Dafür gibt es keinen Platz in unserer zivilisierten Welt“, sagte er. Das Problem sei eine Gefahr für das Zusammenleben der Menschen, für die Gesundheit und fördere Gewalt und Kriminalität. Die USA leiteten demnach verschiedene Maßnahmen zum Kampf gegen Menschenhandel ein, wie zum Beispiel Training im Umgang mit dem Problem für Staatsanwälte und Polizisten.

Mohammed-Video beleidigt laut Obama auch die USA

Ein Streitthema war weiterhin auch der Umgang mit den Protesten in der muslimischen Welt. Den Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem Botschafter Chris Stevens getötet wurde, nannte Romney einen „Terroranschlag“. Bei den Demokraten hatten US-Außenministerin Hillary Clinton und Obamas Sprecher Jay Carney zuvor ebenfalls von einem Terroranschlag gesprochen. Obama selbst nahm das Wort bislang nicht in den Mund.

Bereits am Montag hatte Romney Obama bei Auftritten in Colorado vorgeworfen, den tödlichen Angriff auf den US-Botschafter in Libyen herunterzuspielen, anstatt ihn als Bedrohung von US-Interessen zu sehen. Das Weiße Haus sprach von einem verzweifelten Versuch Romneys, im Kampf um die Präsidentschaft einen Vorteil zu erringen.

Vor seinem Auftritt bei der Clinton-Stiftung sprach Obama vor der UN-Vollversammlung über die antiwestlichen Proteste im Zusammenhang mit dem in den USA produzierten anti-islamischen Schmähfilm. Das Video sei eine „Beleidigung nicht nur für Muslime, sondern ebenso für Amerika“. Gleichwohl gebe es keine Entschuldigung für die Tötung Unschuldiger und „kein Video, dass einen Angriff auf eine Botschaft rechtfertigt“, sagte der US-Präsident mit Bezug auf die jüngsten Attacken auf westliche Auslandsvertretungen in einigen muslimischen Staaten.

Umfragen sehen Obama in dem knappen Rennen in der Außenpolitik weiter vorn, auch mit Blick auf die Wirtschaft konnte er jüngst in der Gunst der Wähler aufholen. Obama sagte am Montag, der Angriff in Bengasi sei nicht die Tat einer aufgebrachten Menge gewesen, sondern Ausdruck eines Extremismus', wie er in instabilen Ländern zu finden sei. Die Gewalt in der islamischen Welt sei „ein Schlagloch auf der Straße“ zur Demokratie, sagte der US-Präsident in der Fernsehsendung „60 Minutes“.