Mit einer weiteren bewegten Rede neigt sich der Parteitag der Demokraten dem Ende. Ex-US-Präsident Bill Clinton hielt ein flammendes Plädoyer für seinen Parteifreund Barack Obama, der anschließend offiziell als Präsidentschaftskandidat für die Wahl am 6. November gewählt wurde.

Charlotte. "Ich möchte einen Mann nominieren, der nach außen cool wirkt, aber im Inneren für Amerika brennt“, sagte der ehemalige US-Präsident Bill Clinton – und packte den Charmeur aus. "Ich will einen Mann, der das Gespür hatte, Michelle Obama zu heiraten.“ Bill Clinton hielt ein flammendes Plädoyer für seinen Parteifreund Barack Obama. Nach diesem haben die Demokraten den Amtsinhaber offiziell ins Rennen um die Wiederwahl am 6. November geschickt. Bill Clinton, der unter Demokraten als Sinnbild einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik gilt, verteidigte die Politik Obamas in dessen von der Rezession getrübten ersten Amtszeit und erntete damit tosenden Applaus unter Tausenden Teilnehmern des Parteitags in Charlotte in dem US-Bundesstaat North Carolina. Mit überwältigender Mehrheit nominierten die Delegierten anschließend Obama als ihren Kandidaten. Ob dieser parteiinterne Rückhalt zu einer Wiederwahl am 6. November reicht, ist allerdings ungewiss. In Umfragen liegen Obama und der Republikaner Mitt Romney Kopf an Kopf.

Clinton begeisterte die Demokraten in einer 50-minütigen Rede, in der der 66-Jährige Beobachtern zufolge noch einmal zu rhetorischer Höchstform auflief. Obama könne nicht für die schlechte Wirtschaft verantwortlich gemacht werden, die er bei Amtsantritt übernommen habe, sagte Clinton. "Lasst Obama im Amt“, rief der 66-Jährige seine Landsleute auf. "Er hat das Fundament für eine neue, moderne und erfolgreiche Ökonomie gelegt. Wenn Sie den Vertrag des Präsidenten verlängern, dann werden das zu spüren bekommen“, sagte er.

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Punkt für Punkt und von vielen Statistiken untermalt zählte Clinton die Erfolge der Obama-Regierung auf. Von der Rettung der US-Autoindustrie bis zur Verabschiedung seiner Gesundheitsreform habe der Amtsinhaber viele Erfolge gefeiert. "Ist der Präsident zufrieden? Nein. Stehen wir besser da als damals, als er ins Amt kam? Die Antwort ist Ja.“ Clinton reagierte damit auf Romneys Hauptthese in seiner Wahlkampagne, unter Obama hätten sich die Verhältnisse für die Bevölkerung verschlechtert.

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Clinton warf den Republikanern vor, Obama bei seinem Amtsantritt vor vier Jahren wirtschaftlich eine "totale Sauerei“ hinterlassen zu haben. "Kein Präsident, nicht ich, keiner meiner Vorgänger, hätte jemals den Schaden reparieren können, den er in nur vier Jahren vorgefunden hat“, sagte er. Bei der Wahl gehe es darum, welchen Weg die Amerikaner künftig weiter beschreiten wollten. "Wenn sie ein Land mit geteiltem Wohlstand und geteilter Verantwortung wollen – eine Gesellschaft, in der wir alles gemeinsam durchstehen – dann sollten Sie Barack Obama wählen.“

Der Applaus brandete noch einmal auf, als Obama nach Clintons Rede die Bühne betrat und sich die beiden Politiker umarmten. Ein Auftritt Obamas war eigentlich erst für diesen Donnerstag geplant, wo der Parteitag in einer Dankesrede des US-Präsidenten gipfeln soll. Vor Bill Clinton hatte schon Obamas Frau Michelle die Delegierten mit einem kraftvollen Wahlappell mitgerissen.

Am Mittwoch stritten die Demokraten zunächst über ihre Haltung im Nahostkonflikt. Auslöser der Debatte war ein gestrichener Passus im Parteiprogramm, in dem Jerusalem als Hauptstadt Israels bezeichnet wurde. Nach Protest von Obama und Kritik von den Republikanern wurde der Text wieder ins Programm genommen. Der Status Jerusalems ist einer der wichtigsten Streitpunkte zwischen Israelis und Palästinensern. Israel hält den Osten der Stadt seit 1967 besetzt. Die meisten Staaten - darunter die USA – erkennen Jerusalem als Hauptstadt nicht an und haben ihre Botschaften in Tel Aviv. Jerusalem als Hauptstadt zu bezeichnen ist ein deutliches Zeichen, Israel zu unterstützen.

Das Weglassen der Passage in dem am Dienstag verabschiedeten Manifest hatte herbe Kritik von den Republikanern und jüdischen Organisationen ausgelöst. Auch dass der Begriff "Gott“ nirgends in dem Papier auftauchte, sorgte für Unmut. Nach US-Medienberichten hatte sich Obama persönlich für die Änderung stark gemacht. "Das Manifest wurde ergänzt, um die Einheitlichkeit mit den persönlichen Ansichten des Präsidenten zu erhalten“, sagte die Parteivorsitzende Debbie Wasserman Schultz laut einer Mitteilung.

(abendblatt.de/reuters/dpa)