Der Albtraum dauerte für Munir al-Mahadsch anderthalb Tage. “Ich kann nicht glauben, was ich in den vergangenen 36 Stunden erlebt habe“, sagte der...

Bombay. Der Albtraum dauerte für Munir al-Mahadsch anderthalb Tage. "Ich kann nicht glauben, was ich in den vergangenen 36 Stunden erlebt habe", sagte der Iraker aus Basra nach seiner Rettung aus dem Luxushotel Oberoi Trident in der indischen Wirtschaftsmetropole Bombay. Mahadsch hatte Glück, genauso wie rund 120 Hotelgäste des zweiten Luxushotels Taj Mahal, das Extremisten am Mittwochabend angriffen. "Als wir Schüsse hörten, verbarrikadierten wir das Restaurant und machten dort sämtliche Lichter aus. Dann brachten wir die verängstigten Gäste in die Küche und bewaffneten uns mit Messern und Hackbeilen", schilderte der südafrikanische Wachmann Faisul Nagel den Überfall im Taj Mahal. Tödlich endete dagegen für den Briten Andreas Liveras der Aufenthalt im Taj Mahal. Er habe sich gerade im Hotelrestaurant zu Tisch gesetzt, als Maschinengewehrfeuer in den Fluren zu hören war, berichtete der gebürtige Zyprer, der per Handy der britischen BBC live vom Angriff der Terroristen berichtete: "Wir haben uns unter den Tischen versteckt, und dann haben sie das Licht ausgemacht." Alle Restaurantgäste seien in einen Salon gebracht worden, wo "mehr als 1000 Leute" zusammengepfercht seien, darunter Touristen, Einheimische und Hotelbewohner. Die Türen seien von außen abgeschlossen worden. "Niemand kommt in diesen Raum und niemand geht raus, wir wissen wirklich nicht, was los ist", sagte Liveras, ein 73 Jahre alter millionenschwerer Unternehmer. "Wir schauen uns nur an, und jedes Mal, wenn man etwas hört, springen alle auf." Dann brach das Gespräch ab. Liveras überlebte die Hölle von Bombay nicht. Sein Bruder Theophanis sagte, er sei erschossen worden.

Mosche dagegen ist dem Grauen entkommen. Der Zweijährige lag mit seinen aus Israel stammenden Eltern, Mutter Rivka (26) und Vater Gavriel (29), im Bett, als das Zentrum der ultra-orthodoxen jüdischen Chabad-Bewegung in Bombay gestürmt wurde. Die Terroristen müssen gewusst haben, dass ihnen im Chabad-Haus viele Geiseln in die Hände fallen. Denn Chabad-Häuser sind für jüdische Reisende weltweit ein Refugium.

Wie durch ein Wunder wurde Mosche von seinem Kindermädchen gerettet. Der Zweijährige stand weinend und mit blutbespritzter Hose neben seinen Eltern. Das Rabbiner-Paar lag bewegungslos in einer Blutlache. Das Kindermädchen hörte eine verzweifelte Stimme: "Sandra, Sandra, Sandra." Das Kindermädchen sagte später, sie habe Mosche geschnappt und sei mit ihm nach draußen gerannt. Am Freitag, zwei Tage nach dem Angriff, wurde Mosche zwei Jahre alt. Beim Sturm des Gebäudes entdeckten Sicherheitskräfte die Leichen von drei weiteren israelischen Geiseln.

Für die indischen Sicherheitskräfte ist klar: "Die Angreifer sind Menschen ohne Gewissensbisse. Sie feuern auf alles und jeden vor ihnen", sagte der Leiter der indischen Kommando-Einheit MARCOS. Um die Gäste in Taj-Hotel zu schützen, konnte er mit seiner Einheit nicht so schnell gegen die Angreifer vorgehen, wie es nötig gewesen wäre. Die bis an die Zähne bewaffneten Angreifer hätten eine tödliche Spur hinterlassen: "Die Leichen lagen kreuz und quer. Da war überall Blut."