Der Nahe Osten, Darfur, Indien und Kalifornien kämpfen schon heute gegen Wassermangel. Ein Problem, das bald noch viel mehr Länder erreichen wird.

Hamburg/Stockholm. "Kein Wasser, kein Leben", sagte Schwedens Regierungschef Fredrik Reinfeldt. Jeden Tag sterben rund 34 000 Menschen durch Wassermangel und fehlende sanitäre Einrichtungen. Mehr als eine Milliarde Menschen haben derzeit keinen Zugang zu Trinkwasser. Die globale Wasserknappheit ist das beherrschende Thema der 17. Weltwasserwoche in Stockholm.

Ursachen für den zunehmenden Wassermangel sind der Klimawandel, das Bevölkerungswachstum, das für einen steigenden Wasserverbrauch sorgt, und die Verschmutzung und Übernutzung. 70 Prozent des Frischwassers weltweit werden für die Landwirtschaft genutzt, 20 Prozent für die Industrie. Ein Mensch kann ohne Wasser nur vier Tage überleben.

"An Orten, wo ein Mangel an Wasser herrscht, besonders an sicherem Trinkwasser, sehen wir Konflikte aufkommen", sagte Ministerpräsident Reinfeldt auf der Weltwasserwoche. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass globale Bedrohungen durch Wasserkriege in nächster Zeit auf uns zukommen. Aber Konflikte um Wasserressourcen können zu einer Verschärfung von Streitigkeiten führen. In diesen ausgewählten Krisenregionen treibt das Wasser Konflikte voran:

  • Beispiel Naher Osten: Der Jordan, der See Genezareth und verschiedene Grundwasserspeicher sind Anlass für Konflikte zwischen Libanon, Syrien, Jordanien, Israel und den Palästinensern. Der Sechstagekrieg von 1967 sorgte dafür, dass am Ende alle Wasservorkommen der Region unter israelischer Kontrolle standen. Sowohl Jordanien als auch Syrien streiten mit Israel um Wasser in unterschiedlichen Gebieten. Die Palästinenser und Israel haben 2001 das "Joint Water Committee" ins Leben gerufen, das den Konflikt aber bisher noch nicht lösen konnte (siehe nebenstehendes Interview).
  • Beispiel Indus: Der Fluss ist einer der längsten der Welt und liegt zum größten Teil in Pakistan. Der Indus besitzt aber auch mehrere Zuflüsse in Indien, davon einen in der Region Kaschmir. Nach der Teilung des indischen Subkontinents konnten sich Indien und Pakistan nicht einigen, wie man das Wasser aufteilen sollte. Der Wasserkonflikt verschärfte die Gegensätze der beiden Staaten auch vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen um Kaschmir. Die Weltbank drängte auf eine Einigung. 1960 unterzeichneten Pakistan und Indien einen Vertrag zur Regelung der Wasseraufteilung.
  • Beispiel Darfur: In der sudanesischen Bürgerkriegsprovinz geht es bei den vielfältigen Konflikten auch um den Zugang zum Wasser. In der Wüstenregion hängt buchstäblich das Leben davon ab, für die zwei Millionen Flüchtlinge das Überleben.

Wissenschaftler der Universität Boston haben vor wenigen Wochen in Darfur einen riesigen unterirdischen See und damit eine mögliche neue Wasserquelle entdeckt. "Die Wasserknappheit trägt viel zum Unglück in der Region bei", sagte der Geologe Farouk al-Baz, der Direktor des Boston University Centers for Remote Sensing.

  • Beispiel Kalifornien: Im "Golden State", der unter Wasserknappheit leidet, stellte sich der zum Grünen mutierte Gouverneur Arnold Schwarzenegger sogar gegen seinen Präsidenten George W. Bush. Schwarzenegger will Kalifornien zum ökologischen Vorzeigestaat machen - und an vorderster Stelle helfen, die Erderwärmung zu stoppen. Denn sie bedroht den Schnee auf den Bergkuppen des bevölkerungsreichsten US-Staates in der Sierra Nevada. Je weniger Schnee dort, desto weniger Liter in der jährlichen Schneeschmelze, die das Wasser in die bedürftigen Küstenregionen fließen lässt. Früher floss das Wasser bis in die trockenen Sommerperioden hinein. Inzwischen müssen wachsende Städte wie Los Angeles ihre Wasserversorgung aus dem nördlichen Teil Kaliforniens über aufwendig gebaute Pipelines sicherstellen. Die Landwirtschaft - ein Markenzeichen und wichtiger Wirtschaftsfaktor Kaliforniens - hat außerdem enormen Wasserbedarf. Das führt zu Konflikten um den Zugang zu den Wasserreserven und um die Frage der Finanzierung.