Nachdem der ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow sich für die Band Pussy Riot stark gemacht hatte, droht jetzt auch Kasparow Ungemach. Garri Kasparow soll unter Umständen wegen Gewalt gegen Gesetzeshüter angeklagt werden.

Moskau. Die Entrüstung über das Urteil gegen die russische Punkband Pussy Riot hält weiter an. Nachdem der ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow sich für die Band Pussy Riot stark gemacht hatte, droht jetzt auch Kasparow Ungemach. Garri Kasparow soll unter Umständen wegen Gewalt gegen Gesetzeshüter angeklagt werden. Das meldete eine Nachrichtenagentur unter Berufung auf eine Gewährsperson. Kasparow erwäge nun seinerseits rechtliche Schritte gegen die Polizisten, die ihn am Freitag vor dem Gebäude des Moskauer Chamowniki-Gerichts festgenommen hätten, hieß es.

Dort waren die Punk-Rockerinnen am Freitag wegen einer Protestaktion gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu je zwei Jahren Haft verurteilt worden. Hunderte Anhänger der Gruppe protestierten gegen den Prozess. Die Polizei nahm mehrere Dutzend Demonstranten fest, darunter neben dem Putin-Kritiker Kasparow auch den linken Oppositionsführer Sergej Udalzow.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), forderte nach dem harten Urteil, sportliche Großereignisse in Russland zu nutzen, um auf das Schicksal von Regimegegnern aufmerksam zu machen. „In zwei Jahren sind in Russland Olympische Spiele, vier Jahre später die Fußball-WM – beides darf nicht zu einer Propaganda-Show für Präsident Putin werden“, sagte Löning der Zeitung „Bild am Sonntag“.

Eine neue Protestbewegung sieht der russisch-stämmige Bestsellerautor Wladimir Kaminer in seiner Heimat entstehen. Der Zeitung sagte der Schriftsteller: „Die Älteren glauben nicht mehr daran, dass man hier etwas ändern kann. Aber die jungen Leute sind nun bereit, ihr Missfallen über die Verhältnisse auszudrücken und ihren Protest dagegen auf die Straße zu tragen.“

Pussy Riot veröffentlichten noch vor der Urteilsverkündung gegen drei ihrer Mitglieder am Freitag einen neuen Protestsong gegen Putin. Ein Mitglied der mindestens zehnköpfigen Gruppe, das der Verhaftung bei der Protestaktion Ende Februar entkam, spielte das Lied vom Balkon eines Wohnhauses gegenüber dem Gerichtsgebäude, wo das Urteil gegen die drei jungen Frauen verlesen wurde. Dann warf die vermummte Frau CDs mit dem neuen Lied in die Menge.

Ein Moskauer Gericht hatte drei Mitglieder von Pussy Riot am Freitag zu zwei Jahren Haft verurteilt. Die Frauen hatten am 21. Februar bei einer Protestaktion in einer Kirche in einem „Punk-Gebet“ die Gottesmutter angerufen, den kurz darauf wieder zum Präsidenten gewählten Putin zu verjagen. Nach dem Urteil hagelte es weltweit Kritik. (dapd)