Damaskus. Die Machtbasis des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad bröckelt weiter ab: Nach zahlreichen hohen Offizieren und Diplomaten hat sich nun auch Syriens Ministerpräsident Riad Hidschab mit mehreren weiteren Kabinettsmitgliedern ins Ausland abgesetzt und den Rebellen angeschlossen. "Ich erkläre heute, dass ich mich losgesagt habe von dem mörderischen und terroristischen Regime", ließ Hidschab im arabischen Sender al-Dschasira erklären. Nach 17 Monaten Bürgerkrieg und Rebellion mit geschätzten 21 000 Toten stützt sich Assad nun vorwiegend auf den engsten Machtzirkel um seinen Bruder Maher und die Chefs von Militär und Geheimdiensten. Zugleich zieht der Despot weitere Truppen für die Schlacht um die Millionenstadt und Wirtschaftsmetropole Aleppo zusammen, wo sich Tausende Rebellen verschanzt haben. Experten glauben, dass sich in der zweitgrößten Stadt Syriens letztlich das politische Schicksal des Landes entscheiden wird.

Auch in der Hauptstadt Damaskus ist noch keine Ruhe eingekehrt; bei einem Bombenanschlag auf den staatlichen Rundfunk- und Fernsehsender wurden mehrere Menschen verletzt. Hunderttausende Syrer sind auf der Flucht im Inland und über die Grenzen; die Auffanglager in den Nachbarstaaten Türkei, Jordanien und Libanon sind überfüllt. Die Bundesregierung plant allerdings nicht, syrische Flüchtlinge auch nach Deutschland zu holen.