Anfang März 2007 starteten die Koalitionstruppen in der afghanischen Provinz Helmand eine Großoffensive unter dem historisierenden Etikett “Operation Achilles“.

Anfang März 2007 starteten die Koalitionstruppen in der afghanischen Provinz Helmand eine Großoffensive unter dem historisierenden Etikett "Operation Achilles". 4500 Nato-Soldaten und 1000 afghanische Krieger sollten die Taliban vollständig vertreiben. Bis Ende Mai hatte die Nato in der Provinz Fuß gefasst. Mehr aber auch nicht. Die Taliban vermieden größere Schlachten, wichen aus, führten einen Guerillakrieg - und waren ein Jahr später zu einer Offensive in der Lage, die ihnen die Nato gar nicht mehr zugetraut hatte.

Jetzt sind 4000 US-Marines und 650 afghanische Soldaten im Einsatz - wieder einmal, um die Taliban vollständig aus Helmand zu vertreiben. Ein vorläufiger Sieg auf dem Schlachtfeld dürfte als sicher gelten. Aber was dann? Selbst mit 21 000 zusätzlichen Soldaten wird die militärische Hypermacht USA nicht in der Lage sein, das fast nur aus Gebirgen bestehende Afghanistan - und dazu den Nordwesten Pakistans - dauerhaft zu beherrschen.

US-Präsident Barack Obama steuert einen hochriskanten Kurs: Denn das Rezept, mit dem US-General David Petraeus den Irak vorübergehend stabilisierte, ist auf Afghanistan nicht anwendbar. Vor allem die ethnischen und sozialen Bedingungen unterscheiden sich enorm. Und eine starke Zentralmacht wie einst im Irak, die es zu restaurieren und zu instrumentalisieren gilt, hat es am Hindukusch so nie gegeben. In der Provinz Helmand bündeln sich die brennenden Probleme Afghanistans: Es ist das größte Opium-Gebiet der Erde - mit 42 Prozent der Welt-Produktion - und zudem eine Hochburg der Radikalislamisten. Die US-Offensive in Helmand ist Ausdruck einer Verlagerung der Interessen Obamas vom Tigris an den Hindukusch. Eine Faustregel jedes Afghanistan-Einsatzes mag zutreffen: Entweder ganz oder gar nicht. Am Ende kann es aber auch ganz und gar schiefgehen.