Die Militärführung soll nach dem Willen des israelischen Verteidigungsministers einen konkreten Vorschlag für die Rekrutierung vorlegen.

Jerusalem. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hat die Ausdehnung der Wehrpflicht auf ultraorthodoxe Juden angeordnet. Er trug der Militärführung auf, innerhalb eines Monats einen konkreten Vorschlag für die Rekrutierung vorzulegen, wie israelische Medien berichteten. Der Entwurf solle der entsprechenden Vorgabe des Obersten Gerichts und einer "gerechteren Lastenverteilung beim nationalen Dienst" Rechnung tragen. Das Oberste Gericht hatte von der israelischen Regierung verlangt, bis Mittwoch das Wehrpflichtgesetz neu zu ordnen. Die Frist verstrich ergebnislos. Im Streit um das Thema hatte die Kadima-Partei vor zwei Wochen die Regierungskoalition verlassen.

In Israel gilt eine allgemeine Wehrpflicht von 21 Monaten für Frauen und drei Jahren für Männer. Ausgenommen sind bislang unter anderem ultraorthodoxe Juden, israelische Araber und Schwangere. Das Oberste Gericht hatte im Februar eine pauschale Wehrdienstbefreiung für die Gruppe der streng religiösen Juden für verfassungswidrig erklärt. Es geht um rund 60 000 streng religiöse Männer, die sich allein dem Glauben statt dem Waffendienst widmen wollen. Zudem halten viele Ultraorthodoxe bis heute die Errichtung eines jüdischen Staates vor der Ankunft des Messias für gotteslästerlich. Sie wollen diesem Staat nicht dienen.

+++ Regierungskrise in Israel – Kadima-Partei verlässt Koalition +++

Zur Zeit der Staatsgründung 1948 war vereinbart worden, ultraorthodoxe Juden vom Armeedienst zu befreien. Davon waren damals jedoch nur etwa 400 Religionsstudenten betroffen. Angesichts der hohen Geburtenraten in ultraorthodoxen Familien ist die Zahl strengreligiöser Juden im Laufe der Jahre enorm angestiegen. Während die säkulare Gesellschaft Israels zunehmend gegen das Privileg der Wehrdienstbefreiung ist, verteidigen die Ultraorthodoxen ihr Sonderrecht.

Aktivisten kündigten unmittelbar nach der Entscheidung Widerstand an, andere äußerten wiederum Skepsis über eine tatsächliche Umsetzung der neuen Regelung. Immerhin war die Kadima-Fraktion Mitte Juli im Streit um die Wehrpflicht für Ultraorthodoxe aus der Regierungskoalition ausgestiegen. Schon die Vorgängerkoalition war am Streit über die Wehrpflicht auch für orthodoxe Juden zerbrochen. In Pressekommentaren wurde darauf verwiesen, dass die Vorbereitungen eher mehrere Monate in Anspruch nehmen dürften. Dies gebe der Regierung genügend Zeit, doch noch eine Kompromissformel zu finden.