Kolumbien ist ein wichtiger Schlag gegen die linksgerichtete Rebellenorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens gelungen.

Bogota. Alfonso Cano, der Chef der linksgerichteten Rebellenorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) ist bei einer Militäreinsatz getötet worden. Damit ist Kolumbien ist ein wichtiger Schlag gegen die FARC gelungen. Wie die Sicherheitsbehörden in der Hauptstadt Bogotá mitteilten, wurde der 63-Jährige am Freitag in der Nähe seines Bunkers in der Provinz Cauca erschossen. Präsident Juan Manuel Santos sprach vom "schwersten Schlag gegen diese Organisation in ihrer gesamten Geschichte“.

"Ich habe eine Botschaft an jedes einzelne Mitglied dieser Organisation: Legt eure Waffen nieder,“ sagte Santos in einer Fernsehansprache. "Denn wenn ihr das nicht tut, werdet ihr, wie wir schon so oft gesagt und gezeigt haben, im Gefängnis oder im Grab landen.“ Erst vor gut einem Jahr war der Militärchef der FARC von den kolumbianischen Streitkräften getötet worden.

Canos Identität wurde nach Angaben der Regierung per Fingerabdruck bestätigt. Die Streitkräfte hätten eine Standardoperation in Cauca ausgeführt – zunächst mit einem Bombenangriff auf den Bunker Canos und dann mit Bodentruppen. In Cauca hatten FARC-Rebellen in den vergangenen Monaten vermehrt Gewalttaten verübt.

Neben Cano wurden nach offiziellen Angaben drei weitere Rebellen getötet – zuvor war deren Zahl noch mit vier angegeben worden.

Cano selbst sei unbewaffnet gewesen, erklärte die Leiterin der Ermittlungsabteilung im Büro des Generalstaatsanwalts, Maritza Gonzalez. Der Rebellenführer hatte sich demnach nach dem morgendlichen Bombenangriff zunächst den ganzen Tag lang versteckt. Von einem Haus auf einer Lichtung, mehrere Hundert Meter von seinem Lager entfernt, sei Cano jedoch zu einem Bach gegangen und dabei von Soldaten gesichtet worden. Bei dem anschließenden Gefecht sei er getötet worden.

Ein kleine Gruppe von Leibwächtern Canos habe das Feuer mit Mörsern erwidert, erklärte der Chef der Luftwaffe, General Gabriel Rey. Dabei sei ein Soldat verwundet worden.

Fünf Rebellen wurden laut dem Marinechef Admiral Roberto Garcia festgenommen, etwa fünf weitere konnten flüchten. In Canos Bunker wurden mehrere Computer und USB-Sticks sowie eine große Menge an Bargeld in verschiedenen Währungen beschlagnahmt, wie Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón sagte. Canos Leiche wurde in die Provinzhauptstadt Popayan gebracht, wo sich am Samstag Präsident Santos und die gesamte kolumbianische Militärführung einfanden.

Auf Cano, der mit bürgerlichem Namen Guillermo León Sáenz Vargas hieß, war ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (mehr als 3,6 Millionen Euro) ausgesetzt. Seit der Militärchef der Rebellen, Mono Jojoy, im September 2010 bei einem Bombenangriff getötet wurde, hatten sich die kolumbianischen Behörden auf die Jagd nach Cano konzentriert. Der 63-Jährige war ein Intellektueller aus Bogotá, der die Führung der letzten verbliebenen Rebellenbewegung Lateinamerikas nach dem Tod von FARC-Mitbegründer Manuel Marulanda 2008 übernommen hatte.

Canos Tod bedeutet laut Experten aber noch lange nicht das Ende der kommunistisch ausgerichteten Gruppe, die seit fast 50 Jahren einen Guerillakrieg gegen die kolumbianische Regierung führt. Die Bewegung, die sich vorwiegend durch Drogenhandel finanziert, besteht aus schätzungsweise 9.000 Bauern aus entlegenen Gebieten, die in Kolumbien, wo der Landbesitz in den Händen einiger weniger ist, kaum Chancen haben.

"Es muss natürlich ganz klar gesagt werden: Das ist ein Schlag für die Moral der FARC“, sagte Victor Ricardo, der zwischen 1998 und 2002 für die kolumbianische Regierung letztlich gescheiterte Friedensverhandlungen mit den Rebellen führte. Es solle aber bloß niemand glauben, dass Canos Tod das Ende der FARC sei. Die Bewegung habe eine disziplinierte militärische Hierarchie, Nachfolger warteten schon. Ricardo sagte, der nächste FARC-Anführer könnte Iván Márquez oder Timochenko vom FARC-Sekretariat sein.

Von Cesar Garcia und Libardo Cardona