Der Ort des Grabes bleibt jedoch geheim. Der Umgang mit toten Terrorfürsten wie Muammar al-Gaddafi oder Osama Bin Laden ist heikel.

Tripolis/Hamburg. Nach dem tagelangen Aufbahren im Kühlhaus und dem für westliche Verhältnisse entwürdigenden Umgang mit der Leiche von Muammar al-Gaddafi ist der frühere libysche Machthaber am Dienstagmorgen bei Sonnenaufgang in der Wüste begraben worden. Das berichtete der arabische Nachrichtensender al-Dschasira. Die Leiche des Diktators war zuvor mehrere Tage lang von den Revolutionstruppen in der Stadt Misrata gezeigt worden. Gaddafi war am vergangenen Donnerstag in seiner Heimatstadt Sirte verletzt und kurz darauf getötet worden. Er sei nun an einem geheim gehaltenen Ort vergraben worden. Das meldete der Sender unter Berufung auf den libyschen Übergangsrat. Nach islamischer Tradition müssen Muslime normalerweise binnen 24 Stunden beigesetzt werden.

Zuletzt hatte es Unmut gegeben, weil die Leiche des Al-Qaida-Chefs Osama Bin Laden von den Amerikanern im Indischen Ozean versenkt wurde, was für Muslime unüblich ist. Die Amerikaner hatten nach der Erschießung Bin Ladens in seinem pakistanischen Versteck den Leichnam jedoch nach islamischem Ritus behandelt.

Die Übergangsregierung hatte erklärt, es sei ein „einfaches Begräbnis“ in Anwesenheit muslimischer Geistlicher geplant. Gaddafis Sohn Motassim sollte demnach zusammen mit seinem Vater in der Wüste beigesetzt werden. Mit dem Stamm des Herrschers war offenbar keine Einigung über eine Überstellung der Leichname erreicht worden.

In der libyschen Stadt Sirte sind am Dienstag mehrere Dutzend Menschen durch eine Explosion ums Leben gekommen. Nach ersten Hinweisen handelte es sich nicht um einen Anschlag, meldete der Nachrichtensender al-Arabija. In ersten Schätzungen war von 100 Toten die Rede. Augenzeugen berichteten, am Morgen habe es auf einem Gelände des staatlichen Energiekonzerns großes Gedränge gegeben, als Bewohner der Stadt dort nach Kraftstoff und Gaszylindern für ihren privaten Bedarf gesucht hätten. In Sirte war die Versorgungslage in den Wochen der Kämpfe zwischen den Truppen des Übergangsrates und den Einheiten des früheren Machthabers Gaddafi sehr schlecht gewesen.

Die Milizen des Übergangsrates geraten unterdessen zunehmend ins Zwielicht. Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fanden Anhaltspunkte für ein Massaker unter 53 Gaddafi-Anhängern in Sirte. Das wäre das schwerste Kriegsverbrechen der neuen Machthaber. Bei einigen der Toten waren die Arme mit Plastikbändern hinter dem Rücken zusammengebunden, hieß es in dem Bericht, den die Organisation am Montag veröffentlichte. Mit Hilfe von Bewohnern der Umgebung konnten einige der Männer als örtliche Gaddafi-Kader und -Anhänger identifiziert werden. (abendblatt.de/dpa/dapd/rtr)