Frankreichs Sozialisten blicken nach der Sex-Affäre um Strauss-Kahn positiver in die Zukunft. Das Interesse an ihren ersten Vorwahlen war riesig.

Paris. Im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der französischen Sozialisten kommt es am nächsten Wochenende zur Stichwahl zwischen François Hollande und Martine Aubry. Der langjährige frühere Parteichef und dessen Nachfolgerin auf dem Posten bekamen in der ersten Runde einer in Frankreich bislang einzigartigen Vorwahl mit Abstand die meisten Stimmen. Für den 57-jährige Hollande votierten nach Auswertung nahezu aller Ergebnisse 39 Prozent der Wähler, für die 61 Jahre alte Aubry 31 Prozent, wie die Partei am Abend mitteilte.

Bei der Abstimmung sechs Monate vor der Präsidentschaftswahl durften erstmals nicht nur Parteimitglieder, sondern alle Wähler abstimmen, wer im April 2012 den amtierenden Präsidenten Nicolas Sarkozy herausfordern wird. Die Sozialisten rechneten damit, dass bis zu zwei Millionen Franzosen ihre Stimme für einen der sechs Kandidaten abgegeben haben. Das Endergebnis sollte noch in der Nacht feststehen.

Als großer Favorit im Rennen um die sozialistische Kandidatur gilt Hollande. Er kann nach Umfragen auch in der zweiten Wahlrunde mit einem Sieg gegen Aubry rechnen. Die Tochter des ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors hatte sich erst im Frühsommer zur Teilnahme entschlossen. Zuvor war der lange in den Umfragen führende frühere Weltwährungsfonds-Chef Dominique Strauss-Kahn wegen des Vorwurfs sexueller Angriffe als Bewerber ausgeschieden.

Sozialistische Spitzenpolitiker zeigten sich am Sonntag begeistert über die Resonanz auf die Wahlen. „Wir haben es geschafft, allen Hindernissen zu trotzen“, sagte Interims-Parteisekretär Harlem Désir. Die kühnsten Erwartungen seien übertroffen worden und die Sozialistische Partei sei nun bereit für das „große Rendezvous 2012“. Zuvor war die Internetseite zu den Vorwahlen wegen des großen Ansturms von Nutzern vorübergehend nicht erreichbar gewesen. Sie habe immer an den Erfolg von „partizipativer Demokratie“ geglaubt, sagte Ségolène Royal, die zu den vier unterlegenen Kandidaten zählte.

+++ Historische Schlappe für Sarkozy +++

Der für eine „Entglobalisierung“ kämpfende Arnaud Montebourg kam nach vorläufigen Zahlen mit rund 17 Prozent der Stimmen auf Platz drei bei den Wahlen. Dahinter folgten Royal (7 Prozent), Manuel Valls (6 Prozent) und Jean-Michel Baylet (0,6 Prozent).

Berichte über mögliche Wahlmanipulationen gab es zunächst nicht. Parteiinterne Kritiker hatten die Befürchtung geäußert, dass Sympathisanten Sarkozys oder andere nicht linksgerichtete Franzosen an der Abstimmung teilnehmen könnten, um einen „schwachen Kandidaten“ zu wählen. Um dies zu verhindern, hatte die Parti Socialiste (PS) nur zwei Hürden vorgesehen. Jeder Wahlteilnehmer musste unterschreiben, dass er sich zu den Werten der Linken bekennt und mindestens einen Euro spenden.

Auf das konservativ-rechte Regierungslager übt der Erfolg der Vorwahlen Druck aus, selbst ein ähnliches Verfahren zu organisieren - zumal nach einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage nur noch 24 Prozent der Franzosen dem amtierenden Präsidenten vertrauen. Sämtliche Spitzenpolitiker haben allerdings bislang betont, dass man erst bei den übernächsten Wahlen 2017 darüber nachdenken werde. Für 2012 sei Sarkozy der „natürliche Kandidat“, heißt es.