Bei religiös motivierten Unruhen sind im Zentrum Kairos mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 200 Personen wurden verletzt.

Kairo. Die Bilder im TV schockieren: Bei schweren Auseinandersetzungen zwischen koptischen Christen und Sicherheitskräften in Kairo sind in der Nacht ersten Berichten zufolge mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen. Wie der britische Sender BBC und der arabische Nachrichtenkanal Al Dschasira unter Berufung auf das ägyptische Gesundheitsministerium berichteten, wurden mehr als 200 Menschen verletzt. Nach einem Sondertreffen von Regierungsmitgliedern rief Premierminister Essam Sharaf zur Beruhigung der Lage auf.

Auf Bildern des staatlichen Fernsehens war zu sehen, wie Demonstranten Militärfahrzeuge in Brand setzen und Sicherheitskräfte mit Steinen attackieren. Laut BBC berichteten Augenzeugen von Schüssen und dem Einsatz von Tränengas. Al Dschasira zitierte Demonstranten, wonach ein Fahrzeug der Armee in eine Menschengruppe gefahren sei.

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Auslöser der Unruhen soll ein Protest der Kopten gegen einen Anschlag auf eine Kirche in der Provinz Aswan vor wenigen Tagen gewesen sein. Die christliche Minderheit macht dafür radikale Muslime verantwortlich. Premierminister Sharaf nannte die Ausschreitungen in der Nacht einen Angriff auf die nationale Sicherheit. Die größte Gefahr für das Land seien die Bedrohung der nationalen Einheit und das Schüren von Konflikten zwischen Muslimen und Christen.

Die Krawalle waren die schwersten Ausschreitungen seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak im Februar. In Ägypten sind Schätzungen zufolge etwa zehn Prozent der rund 80 Millionen Einwohner koptische Christen.