Bei den schweren, religiös motivierten Unruhen sind am Sonntagabend im zentrum Kairos mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen.

Kairo. Bilder wie im Bürgerkrieg: Bei den schwersten Ausschreitungen seit dem Sturz von Ex-Staatschef Husni Mubarak im Februar sind im Zentrum von Kairo mindestens 21 Menschen getötet worden. Weitere 150 wurden verletzt, berichtete das staatliche ägyptische Fernsehen am Sonntagabend. Rund 2000 koptische Christen hatten zuerst friedlich gegen muslimische Extremisten demonstriert, die vor anderthalb Wochen in der südlichen Provinz Assuan eine Kirche niedergebrannt hatten. Die Demonstranten gerieten dann vor dem Fernsehgebäude mit Bewohnern der umliegenden Wohnviertel und mit dem Militär aneinander.

Während der blutigen Ausschreitungen seien 17 Demonstranten und 4 Soldaten getötet worden, berichtete das Fernsehen. Bereits im März hatte es einen Ausbruch religiös motivierter Gewalt gegeben. Damals starben 13 Menschen in Kairo. Auslöser war ebenfalls Brandstiftung in einer Kirche.

Ministerpräsident Essam Scharaf verurteilte die Ausschreitungen. Er bschuldigte im sozialen Netzwerk Facebook „vandalisierende Kräfte“, die Chaos im Land säen und religiöse Spannungen schüren wollten.

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Die Randale hätten begonnen, nachdem Demonstranten auf die Soldaten vor dem Fernsehgebäude geschossen und mit Steinen geworfen hätten, berichtete das Staatsfernsehen. Darüber hinaus seien mehrere Autos und Busse in Brand gesetzt worden.

Die koptischen Demonstranten seien beschossen worden, als ihr Marsch den Platz vor dem Fernsehgebäude erreicht habe, berichteten Teilnehmer den Reportern der Webseite „almasryalyoum“.

Zwei Panzerspähwagen der Armee seien außerdem mitten in die Menge gefahren, berichteten Augenzeugen. Dabei seien mehrere Demonstranten überrollt und getötet worden. Ein Teilnehmer zeigte den Reportern angebliche Schädelteile eines Freundes, der auf diese Weise getötet worden sein soll. Das Staatsfernsehen behauptete wiederum, die tödlichen Schüsse auf die Soldaten seien von protestierenden Kopten abgegeben worden.

In Ägypten kommt es immer wieder zu gewalttätigen Konflikten zwischen Kopten und Muslimen. Die Kopten stellen etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Sie werden bei der Erteilung von Baugenehmigungen für Kirchen diskriminiert.