Berlin. José Filipe Moraes Cabrai, Portugals Botschafter bei den Vereinten Nationen, dürfte bald noch mehr als sonst zu tun haben. Der 61 Jahre alte Karrierediplomat führt das Libyen-Sanktionskomitee des Uno-Sicherheitsrats - und ist so der Mann, über den der Weg zu Dutzenden Milliarden von Euro des fallenden libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi führt. Das Geld froren Regierungen in aller Welt nach Beschlüssen des Uno-Sicherheitsrats im März ein: Werte für 33 Milliarden Dollar in den USA, 7,24 Milliarden Euro in Deutschland, drei Milliarden in den Niederlanden und so weiter.

Insgesamt, so klagten Gaddafis Gefolgsleute, seien 120 Milliarden Dollar eingefroren worden. Dieser Reichtum dürfte - neben dem Wiederaufbau der kriegsbeschädigten Ölindustrie - zum Schlüsselfaktor für den Wiederaufbau Libyens und den Erfolg einer künftigen Regierung werden. Doch so schnell es geht, Privatvermögen von Diktatoren einzufrieren, so lange dauert es meist, sie wieder freizugeben.

"Vermögen einzufrieren bedeutet lediglich, die Verfügungsgewalt aufzuheben und zu verhindern, dass es abgehoben, verschoben oder verkauft wird", sagt ein Sprecher des zuständigen Bundeswirtschaftsministeriums. "Eine gültige Enteignung ist das noch lange nicht." Dafür ist ein Gerichtsverfahren mit rechtskräftigem Urteil erforderlich - das dauert in der Regel etliche Jahre, gerade bei auf Personen oder Tarnfirmen eingetragenem Vermögen.

Einfacher ist die Sache beim Vermögen von Zentralbank, Staatsfonds und anderen Staatseinrichtungen - dem Löwenanteil der beschlagnahmten libyschen Milliarden. Hier müsste der Uno-Sicherheitsrat nach dem Ende des Gaddafi-Regimes seinen Einfrierbeschluss aufheben. Doch Voraussetzung dafür dürfte sein, dass in Libyen nicht nur ein Übergangsrat regiert, sondern eine demokratisch gewählte Regierung ins Amt kommt.