Attentäter greifen in koordinierten Attacken Busse und Autos an. Verteidigungsminister Barak gibt Ägypten eine Mitschuld.

Jerusalem. Der Bus der Linie 392 von Beerschewa nach Eilat war voll besetzt. Die meisten Passagiere waren Soldaten auf dem Weg ins Wochenende, um die dienstfreien Tage bei ihren Familien zu verleben oder um ein wenig an den Stränden der israelischen Touristenhochburg zu entspannen.

Doch mitten in der Wüste, zwölf Kilometer nördlich von Eilat und nicht weit von der ungesicherten Grenze nach Ägypten entfernt, gab es plötzlich einen Knall. Scheiben splitterten, Schüsse fielen und die Reisenden warfen sich in Panik auf den Boden. Ein weißes Auto hatte vor dem Bus eingeschwenkt, drei mit israelischen Armeeuniformen bekleidete Männer stiegen aus dem Fahrzeug und eröffneten sofort das Feuer. Der 60-jährige Busfahrer tat instinktiv das Richtige und beschleunigte das Fahrzeug, um dem Kugelhagel zu entkommen. Erst beim nächsten Armee-Checkpoint hielt er an. Einige Sanitäter der Luftwaffe, die sich eigentlich auf dem Weg in einen Strandurlaub wähnten, versorgen noch auf dem Boden des Busses die Verletzten, Soldaten nahmen ihre Sturmgewehre zur Hand und erwiderten das Feuer. Zehn Menschen wurden bei dem Terrorangriff verletzt. Doch das war nur der Anfang eines Tages, dessen Schrecken bei vielen Israelis Erinnerungen an Terror-Serien während der Hochzeiten der zweiten Intifada hervorrief.

Denn als wenige Minuten nach dem Angriff die ersten Armeeeinheiten am Ort des Anschlags eintrafen, explodierten mehrere Landminen neben ihren Fahrzeugen. Nach Armeeangaben hat es dabei mehrere Opfer gegeben. Minuten später wurde aus Ägypten eine Mörsergranate nach Israel auf ein Auto abgefeuert, die ihr Ziel aber verfehlte. Kurz darauf feuerte vermutlich eine andere Terrorzelle etwa 20 Kilometer nördlich vom ersten Anschlagsort eine Rakete auf ein Privatauto und tötete die fünf Insassen. Auch ein weiterer Bus soll dort angegriffen worden sein. Nach einer großangelegten Suche sollen sieben der Täter bei einem Schusswechsel getötet worden sein. Insgesamt kamen bei der Anschlagsserie sieben Israelis ums Leben, etwa 30 Menschen wurden verletzt. Drei Attentäter wurden erschossen.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte in einem Telefongespräch mit dem Bürgermeister von Eilat, Israel werde auf den Anschlag und die Verletzung seiner Souveränität reagieren. Auch Verteidigungsminister Ehud Barak versprach, die Armee werde die Täter finden und zur Verantwortung ziehen. Barak vermutete hinter dem Anschlag Palästinenser aus dem Gazastreifen. Auch wenn es bisher keine Belege für diese Vermutung gibt, könnten die Täter über den Grenzübergang Rafah im Süden Gazas nach Ägypten gelangt sein. Der Vorfall zeige "die schwindende ägyptische Kontrolle über den Sinai und die zunehmende Aktivität der Terroristen dort", sagte Barak und kündigte an, "mit aller Wucht" gegen diese Terroranschläge vorgehen zu wollen.

Die in Gaza regierende islamistische Hamas bestritt, für die Anschläge verantwortlich zu sein. Sollte das tatsächlich stimmen, mangelt es nicht an möglichen anderen Urhebern. Die Halbinsel bietet seit Jahren verschiedenen islamistischen Terrorgruppen Unterschlupf, einige von ihnen unterhalten Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida. Immer wieder kam es zu Anschlägen auf ägyptische Hotels am Roten Meer. Seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak wittern die Islamisten wohl eine Chance: In al-Arisch wurden vor einigen Wochen Flugblätter verteilt, die die Anwendung der Scharia im Sinai forderten, auch die örtliche Polizeistation war angegriffen worden.