Washington. Kurzes Aufatmen an den Weltbörsen, tiefe Enttäuschung bei den Wählern von Barack Obama: Nach dem Kompromiss im US-Schuldenstreit wird Amerikas Präsident von vielen als der eigentliche Verlierer des Konflikts angesehen.

In der Nacht zum Montag, fast buchstäblich in letzter Minute, hatte Obama den Durchbruch in den langwierigen Gesprächen mit den oppositionellen Republikanern verkündet. Um eine Staatspleite am heutigen Dienstag zu verhindern, darf der US-Kreditrahmen (bisher 14,3 Billionen Dollar) jetzt in zwei Schritten um 2,1 bis 2,4 Billionen Dollar (1,5 bis 1,7 Billionen Euro) angehoben werden. Das stellt Amerikas Zahlungsfähigkeit bis ins Jahr 2013 hinein sicher, wie Obama es wollte. Dafür musste er zustimmen, über einen Zeitraum von zehn Jahren eine Billion Dollar einzusparen, rechnerisch also 100 Milliarden Jahr für Jahr.

Dies bedeutet tiefe Einschnitte ins soziale Netz Amerikas. Steuererhöhungen für Reiche, wie Obama es wollte, sind vorerst vom Tisch. "Um dem Chaos zu entkommen, gab es einen furchtbaren Deal", kritisierte die "New York Times". Viele Abgeordnete von Obamas Demokraten wollen dem Kompromiss nicht zustimmen. Die internationalen Aktienmärkte reagierten anfangs mit Kursgewinnen auf die Einigung. Am Abend drehte sich der Deutsche Aktien-Index (DAX) wieder und schloss mit 6953,98 Punkten - minus 2,86 Prozent.