Washington/Berlin. Amerika beginnt mit dem Abzug aus Afghanistan. Wie US-Präsident Barack Obama in einer Fernsehansprache erklärte, würden noch in diesem Jahr 10 000 Soldaten abgezogen, weitere 23 000 sollen 2012 folgen. "Wir werden nicht versuchen, Afghanistan zu einem perfekten Ort zu machen", sagte der Präsident und erteilte damit den ehrgeizigen Demokratisierungszielen seines Vorgängers George W. Bush eine Absage.

Auch Frankreich will noch in diesem Jahr, Spanien 2012 mit dem Abzug beginnen. Zuvor hatte bereits Großbritannien seinen Rückzug angekündigt. Die Bundesregierung wartet dagegen noch ab. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) wollte die deutschen Pläne, die Bundeswehr ab Jahresende schrittweise abzuziehen, sofern es die Lage erlaube, nicht präzisieren. Konkrete Zahlen wolle er erst nennen, wenn sie verkündigungsreif seien, sagte er.

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, befürchtet, dass der US-Truppenabzug die Bundeswehr im Norden Afghanistans in Gefahr bringen könnte. Dort sind die Amerikaner mit 5000 Soldaten und etwa 50 Hubschraubern stationiert, die von der Bundeswehr dringend benötigt werden. Man müsse nun "höllisch aufpassen", sagte Kirsch der "Mitteldeutschen Zeitung". SPD und Grüne in Berlin forderten die Bundesregierung auf, nun ebenfalls einen konkreten Zeitplan für einen Abzug vorzulegen. Die "Zeit vager Floskeln" müsse vorbei sein, sagte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin.