Laut Opposition kamen bei Protesten 63 Menschen ums Leben. Regierungstruppen hatten das Feuer auf die Demonstranten eröffnet.

Beirut. Noch mehr Tote bei den Protesten in Syrien: Bei den bislang größten Demonstrationen gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad sind nach Angaben der Opposition mindestens 63 Menschen ums Leben gekommen. Die meisten von ihnen seien getötet worden, als Regierungstruppen am Freitag in der Protesthochburg Hama das Feuer auf Demonstranten eröffneten, berichtete der arabische Fernsehsender Al-Dschasira am Sonnabend unter Berufung auf eine syrische Menschenrechtsgruppe. Die meisten Menschen seien mit gezielten Schüssen getötet worden, sagten Augenzeugen.

Eine andere Menschenrechtsgruppe, das Syrische Observatorium für Menschenrechte, meldete 48 Tote aus Hama. Über Todesopfer in anderen Städten machte die Gruppe zunächst keine Angaben. Angesichts der seit zehn Wochen fortwährenden Proteste hat die syrische Führung laut Al-Dschasira auch in vielen Landesteilen die Internetverbindungen unterbrochen. Die Opposition solle daran gehindert werden, sich über soziale Netzwerke zu organisieren oder Aufnahmen von Opfern ins Ausland zu senden.

Das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte in Hama erinnert an die blutige Niederschlagung von Protesten im Februar 1982. Damals verübten Sicherheitskräfte von Ex-Präsident Hafis al-Assad, dem inzwischen verstorbenen Vater des amtierenden Präsidenten, ein Massaker in Hama. Nach unterschiedlichen Angaben sollen damals zwischen 10.000 und 40.000 Menschen getötet worden sein.

In Syrien gehen die Bürger seit März auf die Straße, um politische Veränderungen zu verlangen. Die Sicherheitskräfte haben immer wieder Schusswaffen gegen die gewaltlosen Demonstranten eingesetzt. Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden rund 900 Menschen getötet. An die 10.000 Regimegegner seien verhaftet worden.

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Präsident Assad verkündet Amnestie für Oppositionelle

Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat am Dienstag eine Amnestie für Oppositionelle verkündet. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, diese Amnestie umfasse alle Angehörigen „politischer Gruppen“, die vor diesem Tag Verbrechen begangen hätten und damit auch die Mitglieder der bislang verbotenen Muslimbruderschaft.

Beobachter werteten die Ankündigung als erstes Zeichen dafür, dass Assad die seit Wochen andauernden Proteste der Regimegegner nicht nur mit Gewalt beenden will, sondern auch mit politischen Konzessionen. Allerdings wird vermutet, dass diese Amnestie nicht alle Demonstranten einschließt, die seit Mitte März festgenommen worden waren. Denn die Demonstranten werden im offiziellen syrischen Diskurs nicht als Angehörige politischer Gruppierungen bezeichnet, sondern als „terroristische Banden“. Die sogenannte Amnestie soll zudem an diesem Dienstag enden.

Laut Sana wurden am Dienstag in der Ortschaft Al-Rastan zahlreiche Mitglieder von „Terrorgruppen“ getötet. Auch zwei Soldaten seien in Al-Rastan ums Leben gekommen. Vier Soldaten wurden den Angaben zufolge verletzt. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen starben seit Beginn der Proteste in Syrien schon mehr als 1100 Menschen. Die Demonstranten hatten zu Beginn lediglich demokratische Reformen gefordert, nachdem die Armee damit begonnen hatte, auf die Demonstranten zu schießen, wurde jedoch schnell der Ruf nach einem Sturz des Regimes laut.

(dpa/dapd/abendblatt.de)