Untersuchungsprogramm soll verhindern, dass radioaktiv belastete Ware in den Handel gelangt

Berlin. Als Konsequenz aus der Reaktorkatastrophe in Fukushima haben sich die EU-Mitgliedstaaten auf ein Untersuchungsprogramm von Fischen aus pazifischen Fangregionen verständigt. Das erfuhr das Hamburger Abendblatt aus EU-Kreisen. Ziel des freiwilligen Monitorings ist es, frühzeitig Informationen zu erhalten, ob Fische abseits der japanischen Küstengewässer möglicherweise radioaktiv belastet sein könnten. Die EU-Kommission hat eine entsprechende Empfehlung an die Mitgliedstaaten gerichtet.

Auch Deutschland nimmt an dem umfangreichen Untersuchungsprogramm teil, um frische und verarbeitete Meeresfische auf mögliche Strahlenbelastung zu untersuchen, wie ein Sprecher des Verbraucherministeriums dem Abendblatt auf Anfrage bestätigte. "Alle Fischlieferungen nach Deutschland werden zentral erfasst. Alle Lieferungen aus dem Pazifik werden direkt an die zuständigen deutschen Überwachungsbehörden gemeldet", sagte der Ministeriumssprecher.

Im Rahmen des EU-Monitorings soll sowohl frischer Fisch aus dem Pazifik als auch zubereiteter Fisch, dessen Herkunft nicht kennzeichnungspflichtig ist, von den zuständigen Behörden stichprobenartig auf die Gehalte an Iod-131, Cäsium-134 und Cäsium-137 geprüft werden. Der Ministeriumssprecher wies daraufhin, dass die EU-Mitgliedstaaten aufgefordert seien, alle Ergebnisse ihrer Kontrolluntersuchungen wöchentlich an die Europäische Kommission zu melden. "Die für die Lebensmittelüberwachung zuständigen Bundesländer wurden darüber bereits unterrichtet", betonte der Sprecher.

Nach Ministeriumsangaben muss für alle Fischereierzeugnisse, die in die EU eingeführt werden, eine Fangbescheinigung vorgelegt werden, die die legale Herkunft der Fänge belegt und unter anderem Angaben zur Herkunft der Erzeugnisse enthält. In Deutschland ist diese Fangbescheinigung vor der Einfuhr bei der in Bonn beheimateten Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) vorzulegen. Die zuständigen Lebensmittelüberwachungs- und Veterinärbehörden der Bundesländer werden von der BLE über alle Frachten aus den für Deutschland relevanten Fanggebieten im Nordwest- und Nordostpazifik unterrichtet.

Die Einfuhren von Fisch und Fischzubereitungen - ohne Zierfische - aus Japan beliefen sich 2010 nach vorläufigen Zahlen auf rund 60 Tonnen.

Unterdessen ist in Japan erneut eine groß angelegte Suchaktion nach fast 12 000 noch immer vermissten Opfern eingeleitet worden. An dem Einsatz im Nordosten des Landes beteiligten sich gestern 25 000 Kräfte von Armee, Polizei und Küstenwache, wie die Regierung mitteilte. Es wird befürchtet, dass viele Opfer ins Meer gespült wurden und daher niemals geborgen werden können.