Ab heute gilt in Frankreich ein Verbot von Burkas oder Nikabs in der Öffentlichkeit. Das Gesetzt tritt trotz Terrordrohungen in Kraft.

Paris. Vollverschleierung ist ab sofort auf Frankreichs Straßen verboten: Am Montag trat ein entsprechendes Verbot in Kraft. Demnach dürfen muslimische Frauen in Frankreich künftig keine Vollschleier mehr tragen. Wer sich dennoch in der Öffentlichkeit mit Kleidungsstücke wie Burka oder Nikab zeigt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 150 Euro rechnen. Männer, die Frauen zum Tragen eines Schleiers zwingen, sollen sogar mit bis zu zwei Jahr Haft und einer Geldstrafe in Höhe von bis zu 60.000 Euro büßen.

Mit der am Montag in Kraft getretenen Regelung will die französische Regierung fundamentalistische Symbole aus dem öffentlichen Leben verbannen. Nach Ansicht von Präsident Nicolas Sarkozy und der meisten Franzosen sind Vollschleier Symbole der Unterdrückung und verstoßen gegen Grundsätze wie die Gleichberechtigung von Frau und Mann. Das Gesetz gilt als erstes dieser Art in der westlichen Welt.

Vor der Pariser Kathedrale Notre-Dame versammelten sich am Montag mehrere Gegner des sogenannten Burka-Verbots zu einer Demonstration. Weil die Kundgebung nicht angemeldet war, nahm die Polizei drei Schleier tragende Frauen vorübergehend fest. Hintergrund sei aber nicht das Tragen eines Schleiers, sondern die Teilnahme an einer nicht genehmigten Kundgebung gewesen, teilte die Polizei mit.

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In Frankreich gilt ab heute trotz Terrordrohungen Burka-Verbot

Kein Gang zum Supermarché, kein Besuch im Cinema und kein Spaziergang durch den Jardin de Luxembourg: Ab heute wird sich für schätzungsweise 2000 muslimische Frauen in Frankreich das Leben grundlegend ändern. Als Trägerinnen von Vollschleiern wie Burka oder Nikab dürfen sie sich nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken lassen. Als erstes westliches Land hat die Regierung Präsident Nicolas Sarkozys ein sogenanntes Burka-Verbot beschlossen - trotz Drohungen islamistischer Extremisten.

Die Mehrheit der Franzosen klatscht Beifall. Wie die meisten Politiker sieht sie den Vollschleier als Symbol der grausamen Unterdrückung von Frauen und als Zeichen eines fundamentalistischen Islam. Bei der Abstimmung über das Verbot im Senat stimmte nur ein einziger Abgeordneter dagegen. Präsident Sarkozy hatte rund ein Jahr zuvor den Kurs vorgegeben: "Die Burka ist kein religiöses Zeichen, sondern ein Zeichen der Unterwerfung. Sie ist in Frankreich nicht willkommen", urteilte der Staatschef.

Die wenigen Betroffenen, die sich zum Problem äußern, schwanken zwischen Wut und Verzweiflung. "Das ist ein Angriff auf die Freiheitsrechte", heißt es. Nun werde man in die soziale Isolation getrieben. Viele Musliminnen verschleierten sich freiwillig. "Ich fühle mich nackt ohne Schleier", meinte eine Schleierträgerin, die sich Soraya nennt, im Rundfunk. "Es ist meine Wahl. Mein Mann hat damit nichts zu tun."

Wenn Frauen weiterhin Burka oder Nikab tragen wollen, müssen sie künftig bei jedem Gang vor die Haustür mit einem saftigen Bußgeld rechnen. Für Verstöße gegen das als Vermummungsverbot formulierte Gesetz ist eine Strafe von 150 Euro vorgesehen. Zusätzlich oder alternativ dazu kann den Frauen ein Kursus in Staatsbürgerkunde aufgebrummt werden.

Noch wesentlich härter sind die Strafen für Männer, denen nachgewiesen werden kann, Frauen zum Tragen eines solchen Schleiers zu zwingen. Sie sollen mit bis zu einem Jahr Haft und einer Geldstrafe in Höhe von 30 000 Euro büßen. Sind die Genötigten minderjährig, kann der Richter sogar zwei Jahre Haft und 60 000 Euro Strafe verhängen. Belgien hat bereits eine ähnliche Gesetzesinitiative gestartet, auch in Deutschland gibt es immer wieder Forderungen nach einem Verbot von Ganzkörperschleiern. (dpa)