Viele Prominente kamen zu den Partys des Gaddafi-Clans. Einige zumindest schämen sich

Hamburg/Tripolis. Am Ende ruft der amerikanische Popstar Lionel Richie den rund 1000 Zuschauern vor dem ehemaligen Hauptquartier des Diktators noch zu: "Libyen, ich liebe dich!" Am 15. April 2006 war das, als das arabische Land gerade an das Bombardement durch amerikanische Kampfjets 20 Jahre zuvor erinnerte. Herrscher Muammar al-Gaddafi hatte geladen - und viele internationale Stars kamen zur Party des Diktators.

Jetzt ist den Stars die Nähe zum Clan der Gaddafis unangenehm. Die Empörung ist groß - und der Glanz der Musikwelt sucht nach Ausreden. Wie zum Beispiel die US-Sängerin Mariah Carey. "Damals war Libyen nicht in den Nachrichten", hieß es in einer Erklärung auf ihrer Website. "Ich war naiv, und mir war nicht bewusst, wer mich für den Auftritt gebucht hatte. Ich fühle mich schrecklich und schäme mich dafür, bei diesem Unfug mitgemacht zu haben. Das ist eine Lektion, aus der alle Künstler lernen sollten." Auch Careys Kollegin Beyoncé Knowles sang 2009 ein Silvester-Konzert für Gaddafis Sohn Muatassim und seine Freunde in einem Strandklub auf der Karibikinsel St. Barth. Ihre Gage für ein paar Liedchen soll eine Million Dollar betragen haben. Angeblich soll Beyoncé das Geld längst für die Erdbebenopfer in Haiti gespendet haben. Gaddafis Sohn mag auch die Musik von US-Rapper 50 Cent. Der spielte 2005 in Venedig für den Clan der libyschen Herrscher.

Hauskonzerte für die Herrscher-Dynastie gab auch die portugiesisch-kanadische Sängerin Nelly Furtado. Sie spielte 2007 ein Konzert für die Gaddafis in einem italienischen Hotel. Die Show dauerte 45 Minuten. Gage auch hier: eine Million Dollar. Bei Richies letztem Lied kam ein Kinderchor auf die Bühne. Der Popsänger sang für Hana, die Adoptivtochter Gaddafis, die angeblich bei dem Luftangriff der Amerikaner ums Leben kam.