Ägyptens Präsident überträgt nur Teil der Befugnisse auf Stellvertreter Omar Suleiman

Kairo. Ägyptens Staatschef Husni Mubarak widersetzt sich weiter allen Rücktrittsforderungen: In seiner weltweit mit Spannung verfolgten Rede an die Nation verkündete der 82-Jährige gestern Abend in Kairo, er werde Teile seiner Amtsbefugnisse an Vize-Präsident Omar Suleiman übergeben, sprach jedoch nicht von einem Rücktritt. "Die Übergabe der Macht dauert von heute bis zum September", sagte Mubarak. Dann sind in Ägypten Präsidentschaftswahlen.

Die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz, die die sofortige Demission Mubaraks erwartet hatten, reagierten mit wütenden Protesten. Sie skandierten "Mubarak weg, Suleiman weg". Etliche reckten ihre Schuhe in Richtung der Leinwand, auf der Mubaraks Rede gezeigt wurde. Das gilt in der arabischen Welt als schwere Beleidigung.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich wenige Minuten nach dem Mubarak-Auftritt tief besorgt. In New York, wo er heute den Weltsicherheitsrat besucht, erklärte er in Absprache mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die Rede habe keine neuen Perspektiven aufgezeigt. "Sie war nicht der erhoffte Schritt nach vorn", sagte er dem Abendblatt. Die Sorgen der internationalen Staatengemeinschaft und der Bundesregierung seien eher größer als kleiner geworden.