An diesem Sonntag wäre Ronald Reagan 100 Jahre alt geworden. Er war ein Ausnahmepolitiker

Washington. Er sei immer ein Schauspieler geblieben, schimpfen Kritiker über den 40. amerikanischen Präsidenten, der an diesem Sonntag vor 100 Jahren geboren wurde. Sie haben recht. Ronald Reagan, der konservative Ausnahmepolitiker, hat von Hollywood in seiner gesamten Amtszeit nicht wirklich Abschied genommen. Er beschwor in Reden einen "neuen Heroismus", indem er an einen verwundeten Air-Force-Piloten im Zweiten Weltkrieg erinnerte, dessen Bordschütze ihn im abstürzenden Flugzeug mit den Worten tröstete: "Es ist okay - wir gehen zusammen runter." Zuhörern kamen die Tränen, und nur ein Journalist, der wissen wollte, wie denn diese Worte hätten überliefert werden können, stellte fest, dass die Szene aus einem Kinofilm stammte (in dem Reagan nicht mitgespielt hatte).

Als Reagan 1980 den glücklosen demokratischen Präsidenten Jimmy Carter schlug, war die Sowjetunion im Jahr zuvor in Afghanistan einmarschiert. Als er 1988 nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten durfte, hatte Reagan die Sowjetunion, "das Reich des Bösen", durch Wettrüsten und SDI, sein "Star-Wars-Programm", an den Rand des Kollaps gedrängt. Die Wiedererweckung des Glaubens an amerikanisches Heldentum nach der Besetzung der US-Botschaft in Teheran und Härte im Zweikampf mit dem damaligen globalen Gegner waren zwei Pfeiler der Politik Reagans.

Seine innenpolitische Agenda lässt sich auf drei Leitideen verdichten: Steuern runter, Regierungsausgaben kürzen, Wirtschaft deregulieren. Der konservative Publizist Irving Kristol bezeichnete Reagan als ersten "Neoconservative". Dabei handele es sich um "einen Liberalen, der von der Realität überfallen wurde". In seiner Zeit als Präsident fand seine Wirtschafts- und Finanzpolitik als "Reaganomics" einen Platz in den Wörterbüchern. Er stopfte Steuerschlupflöcher, strich Ausnahmeregelungen, reduzierte die Zahl der Steuerklassen auf vier und senkte den Spitzensatz von 70 Prozent auf 50 und dann 28 Prozent. Allerdings verdreifachte er auch die Staatsverschuldung.

1994 schrieb Reagan im Alter von 83 Jahren in einem Brief an seine "lieben Landsleute", dass er Alzheimer habe. Sein Sohn Ron Reagan behauptet in einer aktuellen Biografie, er habe erste Symptome dieser Krankheit schon während der Amtszeit registriert. Dieser Darstellung widersprechen Weggefährten des Präsidenten.

Ronald Reagan war der erste Präsident, der ein Attentat, 1981, mit schweren Verletzungen überlebte, und der erste Präsident, der nach einer Scheidung ins Amt gewählt wurde. Er war in vielerlei Hinsicht einzigartig. Am 5. Juni 2004 starb Ronald Reagan in seinem Haus im kalifornischen Bel Air.