Der Hamburger Hani El Nokraschy kehrte am Freitag aus Kairo zurück

Hamburg. Während in Kairo Zehntausende das Ende des Regimes von Husni Mubarak fordern, die Armee in den Straßen patrouilliert und Demonstranten und Polizisten sich blutige Auseinandersetzungen liefern, bangt der ägyptischstämmige Hamburger Hani El Nokraschy, 75, um seine Familie. "Meine Tochter ist in Kairo und ihr Sohn. Der muss doch jeden Tag zur Schule, und nun gibt es ein Ausgehverbot", sagt der Unternehmer.

Erst am Freitagabend ist El Nokraschy, der im Aufsichtsrat des Solarenergieprojektes Desertec Foundation sitzt, von einer Geschäftsreise aus Kairo nach Hamburg zurückgekehrt. "Mir geht es nicht gut. Um meine Familie mache ich mir große Sorgen", sagt er mit matter Stimme. Er erreiche die Angehörigen nur noch auf dem Festnetztelefon. "Am Vormittag haben sie das Handynetz in Kairo abgestellt, das habe ich noch mitbekommen."

Schon zuvor seien die Spannungen in der Bevölkerung der Hauptstadt deutlich zu spüren gewesen. "Sie wurden von Tag zu Tag stärker. Dann wurde bekannt, dass die Demonstrationen nach dem Freitagsgebet stattfinden sollten", sagt der Unternehmer.

Der Ingenieur war für zwei Tage am Nil, um bei der ägyptischen Regierung für Solarkraftwerke zu werben. "Ich hatte Termine mit den Ministern für Elektrizität und für Migration und Arbeit, die wurden dann aber kurzfristig abgesagt." Deshalb entschied sich El Nokraschy zur Rückreise. "Ich bin im Kairoer Vorort Heliopolis gewesen und am Freitag dann auf dem Flughafen. Von den Unruhen habe ich dort nicht viel mitbekommen. Eine verstärkte Präsenz von Polizei oder Militär habe ich jedenfalls nicht bemerkt."

Wie es in seinem Heimatland weitergehen wird? "Das kann ich natürlich nicht vorhersagen. Es kommt darauf an, welche Gruppen ihre Finger im Spiel haben oder sich noch einmischen", sagt El Nokraschy.

Er ist auch Vorsitzender der Ägyptisch-Deutschen Gesellschaft Nord. Der Verein setzt sich für die Förderung der Freundschaft zwischen Deutschen und Ägyptern ein. Auch für seine eigenen Geschäftsbeziehungen in die Heimat sei die Zukunft ungewiss, sagt der Unternehmer. Aber die Sorge um die Familie sei viel wichtiger: "Ich rufe heute noch meine Tochter an."