Die griechische Regierung will den Flüchtlingsstrom über den Nachbarstaat stoppen, den geplanten Zaun aber nicht an der ganzen Grenzlinie bauen.

Athen. Nach zahlreichen negativen Kommentaren und Reaktionen rudert Griechenland beim Bau eines Grenzzauns gegen die illegale Migration zur Türkei zurück. Wie am Montag aus dem Ministerium für Bürgerschutz verlautete, plant Athen vorerst nur einen 12,5 Kilometer langen und 3 Meter hohen Zaun entlang der „Schwachstelle“ des Grenzflusses Evros bei der Kleinstadt Orestiada.

Am Sonnabend hatte der griechische Bürgerschutzminister Christos Papoutsis für Aufsehen gesorgt, als er den Bau eines Zauns entlang der gesamten 206 Kilometer langen Grenze zur Türkei ankündigte, um den endlosen Strom illegaler Migranten zu stoppen. Als Vorbild nannte er den Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko.

„Der Zaun wird keine Probleme lösen“, kommentierte am Montag die linksliberale Athener Zeitung „Eleftherotypia“.

Vor zwei Monaten hatte Griechenland unter dem Druck der Migrationswelle die Hilfe der EU-Grenzagentur Frontex angefordert. Seit November arbeiten dort zusammen mit den Griechen 200 Beamte der Frontex. 2010 kamen nach Angaben des Ministers „täglich rund 200 Flüchtlinge“ aus der Türkei.

Die EU-Kommission hält die Lage am Evros für alarmierend: Mehr als 80 Prozent der illegalen Einwanderer in die EU reisen inzwischen über Griechenland ein. Das Land ist nach Brüsseler Einschätzung mit dem Ansturm hoffnungslos überfordert. In den Städten betteln Tausende illegaler Migranten auf den Straßen. Hunderte versuchen, auf eine Fähre nach Italien zu kommen.

In der Nacht zum Montag wurden in der Nähe der westgriechische Hafenstädte Patras und Igoumenitsa Dutzende Migranten beim Verusch festgenommen, auf eine der Fähren nach Italien zu kommen. Sechs Migranten entdeckte die Küstenwache in einem Boot auf dem Weg von der Insel Korfu nach Italien, wie das Staatsradio berichtete. (dpa)