Demonstranten warfen Steine und Molotow-Cocktails, Polizisten setzten Tränengas und Blendgranaten ein. Lehrer, Ärzte, Journalisten streikten.

Athen. Etwa Hunderttausend Arbeiter, Rentner und Studenten haben in Athen friedlich gegen das harte Sparprogramm ihrer Regierung protestiert - dann eskalierte die Demonstration. Autonome warfen Molotow-Cocktails und Steine, Polizisten setzten Tränengas, Blendgranaten und Schlagstöcke ein, um die Menge auseinander zu treiben. Der zentrale Syndagma-Platz am Parlament war zeitweise nahezu komplett von Rauch überzogen, viele Demonstranten flüchteten sich in Seitenstraßen. Nach Polizeiangaben wurden zwei Polizisten und fünf Zivilisten verletzt und vier Demonstranten festgenommen.

Es war der elfte landesweite Streik seit Einführung der ersten Sparmaßnahmen vor 13 Monaten und die größte Demonstration seit Dezember 2008, als Unruhen das Land wochenlang lahmlegten. Begleitet wurden die jüngsten Demonstrationen in der Hauptstadt und anderen Teilen Griechenlands von dem ersten landesweiten Streik des laufenden Jahres. Ämter, Geschäfte und Schulen blieben deswegen geschlossen, Flugzeuge am Boden und Busse und Bahnen in den Depots. Krankenhäuser arbeiteten für 24 Stunden nur mit Notbesetzung. Auch Journalisten traten in den Ausstand, so dass es im Radio und Fernsehen keine Nachrichten gab.

Die sozialistische Regierung des schuldengeplagten Landes hat trotz massiver Gegenwehr der Bevölkerung Lohn- und Rentenkürzungen sowie Steuererhöhungen beschlossen. Jetzt stehen weitere Kürzungen an – im Gegenzug für die 110 Milliarden Euro schweren Finanzhilfen von EU und Internationalem Währungsfonds.

Die Gewerkschaften planen weitere Proteste und Streiks. Sie fürchten, dass der rigide Sparkurs die Armut in der Bevölkerung verschlimmern und das Land in eine tiefe Rezession stürzen wird. Analysten zufolge ist es ein Kurswechsel der Regierung aber unwahrscheinlich, weil sie über eine Mehrheit im Parlament verfügt.

Viele Arbeitnehmer haben in den vergangenen Monaten bis zu 20 Prozent ihres Einkommens verloren. Griechenland hat mehr als 340 Milliarden Euro Schulden und konnte bislang nur mit Hilfe der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) vom Bankrott gerettet werden. Der griechische Ministerpräsident Papandreou hatte am Dienstagabend in Berlin dafür geworben, der Reformfähigkeit seines Landes zu vertrauen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte dem hoch verschuldeten Land Entlastungen in Aussicht gestellt.