Weißrusslands Präsident Lukaschenko kommt nach ersten Hochrechnungen auf 72 Prozent, sein Gegner auf sechs Prozent. Sie Wahl soll manipuliert sein.

Minsk. In Weißrussland haben die Wahlen begonnen und die Opposition ruft zu einer Großdemonstration in der Hauptstadt Minsk auf. „Wenn die Wahlbüros schließen, gehen wir auf die Straße“, kündigte der Kandidat Wladimir Nekljajew bei der Stimmabgabe an. Lukaschenko soll die Briefwahl manipuliert haben, die am Freitag begann. Auch nach der manipulierten Präsidentenwahl im Frühjahr 2006 hatten weißrussische Oppositionelle protestiert. Wochenlang harrten sie in ihren Zelten aus, bevor die Staatsmacht die Proteste gewaltsam auflöste und Demonstranten festnahm.

Laut ersten Hochrechnungen kommt der 56 Jahre alte Staatschef auf 72 Prozent der Stimmen, sein stärkster Rivale, Andrej Sannikow, lediglich auf sechs Prozent. Bei der Wahl gibt es neben dem seit 16 Jahren regierenden Lukaschenko neun andere Kandidaten. Nach Meinungen der Beobachter verfügt allerdings keiner der anderen Kandidaten über die Persönlichkeit oder ein Programm, um breite Kreise der Bevölkerung für sich gewinnen zu können. Lukaschenkos Widerwahl, der von Kritikern im Westen als "letzter Diktator in Europa" bezeichnet wird, gilt daher als sicher, im weißrussischen Radio wird er bereits als im Amt bestätigt präsentiert.

Die Regierung hatte schon im Vorfeld Kundgebungen verboten und in den vergangenen Tagen Militär und gepanzerte Fahrzeuge in Minsk zusammengezogen. Nach Angaben der Opposition nahm die Polizei mehrere Aktivisten fest, mindestens ein Regierungsgegner wurde nach Berichten unabhängiger Medien am Sonntag noch vermisst. Kritiker werfen Lukaschenko vor, seine Gegner mit Einschüchterungen und Repressionen unter Druck zu setzen.

Nach Angaben der Zentralen Wahlkommission hatte bis Sonntagmittag schon ein Drittel der insgesamt etwa sieben Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Es gebe keine Zwischenfälle, sagte Kommissionschefin Lidija Jermoschina. Die Wahlkommission erwartet eine Wahlbeteiligung von etwa 90 Prozent. Zwar herrscht in Weißrussland keine Wahlpflicht, allerdings werden nach Angaben von Beobachtern zahlreiche Bevölkerungsgruppen wie Studenten, Soldaten oder Arbeiter unter schweren Drohungen gezwungen, für Lukaschenko abzustimmen. Erste Prognosen werden mit Schließung der Wahllokale um 19 Uhr MEZ erwartet.