Afghanen sehen deutsche Soldaten immer mehr als Kriegspartei statt als Helfer beim Aufbau

Berlin. Die Bundeswehr verliert in Afghanistan immer mehr an Rückhalt. Einer Umfrage zufolge wird die deutsche Armee in ihrem Einsatzgebiet kaum noch als Verbündeter, sondern zunehmend als Kriegspartei wahrgenommen. Das Ansehen der Soldaten und deutscher Hilfsorganisationen unter der Bevölkerung ist demnach auf einen Tiefpunkt gesunken.

Im Einsatzgebiet der Deutschen wird deren Engagement nur noch von gut jedem Fünften positiv bewertet, zeigt eine Umfrage der ARD in Zusammenarbeit mit internationalen Medien wie der britischen BBC. Vor zwei Jahren waren es mit 45 Prozent noch fast die Hälfte. Im gleichen Zeitraum verdreifachte sich die Zahl der Kritiker der deutschen Präsenz von acht auf 27 Prozent. Knapp die Hälfte der Befragten sieht die Rolle Deutschlands neutral. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) wertete die Umfrage als Bestätigung für die Abzugspläne der Bundeswehr und die Übergabe der Verantwortung an die Afghanen: "Wir werden mit aller Konsequenz darauf hinarbeiten, dass 2011 regional mit der Übergabe der Sicherheitsverantwortung begonnen werden kann." Dann könne 2012 erstmals das Bundeswehr-Kontingent reduziert werden. 2014 sollten dann die Afghanen landesweit vollständig die Kontrolle übernehmen, sodass keine Kampftruppen von Deutschland mehr gestellt werden müssten.

Neben der Bundeswehr selbst wird auch die zivile Hilfe der Umfrage zufolge in den Augen Einheimischer so schlecht gesehen wie noch nie. Danach wertet sie nicht einmal jeder Zweite (47 Prozent) positiv, ein Minus von sieben Punkten gegenüber dem Vorjahreswert. Dagegen sind zwei von drei Afghanen überzeugt, dass ein erheblicher Teil der Hilfe in dunklen Kanälen versickert. Die Bundeswehr ist seit Ende 2001 in Afghanistan. Derzeit sind am Hindukusch etwa 4800 deutsche Soldaten stationiert. 44 Bundeswehr-Angehörige wurden beim Einsatz getötet.