Mehrer Botschaften bekamen am Dienstag Brandsätze geschickt. Darunter auch die deutsche Vertretung. Autonome sollen Absender sein.

Athen. Der Briefbomben-Terror in der griechischen Hauptstadt geht weiter: Den zweiten Tag in Folge haben Unbekannte am Dienstag Brandsätze an mehrere Botschaften in Athen geschickt. Die Sendungen enthalten eine Art Schießpulver, das sich beim Öffnen entzündet. Nach Polizeiangaben war auch ein Paket an die deutsche Vertretung adressiert. Die deutschen Diplomaten nahmen aus Sicherheitsgründen aber keine Pakete von Kurierdiensten mehr an. Hinter den Taten sollen Mitglieder einer autonomen Gruppierung stehen.

Verdächtiges Paket im Kanzleramt enthielt Schwarzpulver

Sprengstoffexperten entschärften das für die deutsche Botschaft bestimmte Paket mit einer kontrollierten Explosion im Hinterhof des Kurierdienstes, teilte die Polizei mit. Am Montag waren zwei verdächtige Männer festgenommen worden. Bei ihnen fand die Polizei auch eine Briefbombe, die an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy adressiert war.

Am Dienstag wurde eines der gefährlichen Päckchen in der Mittagzeit am Empfang der Schweizer Vertretung in Athen abgegeben. Beim Entfernen der Verpackung habe sich der der Inhalt in einer Stichflamme entzündet, teilte das Schweizerische Außenministerium mit. Verletzt wurde niemand.

Am Vormittag hatten Angestellte der bulgarischen und der russischen Botschaften in Athen verdächtige Pakete entdeckt. Sprengstoff-Experten der Polizei entschärften das Paket im Hof der bulgarischen Botschaft mit kontrollierten Explosion. Das Paket in der russischen Botschaft entzündete sich mit einer Stichflamme, teilte die Polizei am Dienstagabend weiter mit. Auch hier wurde niemand verletzt.

Auch die Botschaft Panamas erhielt ein verdächtiges Paket. Dies enthielt aber, wie die Polizei feststellte, nur Papiere. Ein Angestellter eines Kurierdienstes entdeckte zudem ein Paket, das an die Botschaft Chiles adressiert war, und brachte es der Polizei. Experten machten auch diese Sendung unschädlich.

Erst am Montag war eine Angestellte eines Kurierdienstes beim Sortieren der Post verletzt worden. Sie erlitt leichte Brandverletzungen, als ein an die mexikanische Botschaft adressiertes Paket explodierte. Drei weitere Paket- und Briefbomben konnten von der Polizei unschädlich gemacht werden.

Die zwei am Montag festgenommenen Verdächtigen sollen Mitglieder einer griechischen Untergrundorganisation sein, die sich „Konspiration der Zellen des Feuers“ nennt. Die Gruppe hat sich in den vergangenen drei Jahren zu Bombenanschlägen auf Banken und Regierungsgebäude sowie Filialen ausländischer Firmen bekannt. Sie „kommentiert“ auf kriminelle Art und Weise die Wirtschaftspolitik der Regierung des Landes. Die Polizei nimmt an, dass sie die Botschaften als Ziele auswählt, um internationale Aufmerksamkeit zu erwecken.

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Verdächtiges Paket im Kanzleramt enthielt Schwarzpulver

Im Kanzleramt ist ein an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) adressiertes Paket mit einem Sprengsatz gefunden worden. Das verlautete am Dienstag aus Sicherheitskreisen. Das Bundespresseamt teilte lediglich mit, dass ein verdächtiges Päckchen gefunden worden sei. Merkel war am Dienstag zum Zeitpunkt des Alarms in Belgien. Die „Berliner Morgenpost“ berichtete unter Berufung auf ranghohe Sicherheitskreise, es handle sich um eine bisher unbekannte Spreng- und Brandvorrichtung, die laut Experten auch explodiert wäre. Zuvor soll eine Warnmeldung eingegangen sein. Dem „Tagespiegel“ sagten Sicherheitsexperten, bei einer Explosion wäre vermutlich ein Feuer entstanden und die öffnende Person verletzt worden.

Schwarzpulver - das älteste Sprengmittel

Die Berliner Polizei setzte ein Spezialfahrzeug ein, das mit einem Roboter ausgerüstet ist, der aus der Entfernung verdächtige Gegenstände sprengen kann. Laut „Tagesspiegel“ wurde das Päckchen noch am Ort mit einer solchen Wasserkanone zerschossen. Verletzt wurde niemand.

Regierungssprecher Steffen Seibert bestätigte den Fund eines verdächtiges Päckchens. Es traf nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa gegen 13.00 Uhr im Kanzleramt ein. Als Absender war das griechische Wirtschaftsministerium angegeben. Die Poststelle im Kanzleramt wurde vom Bundeskriminalamt geschlossen. Der Berliner „Tagesspiegel“ schrieb, das Paket habe Schwarzpulver enthalten. Solches wurde zuletzt auch mutmaßlich von griechischen Autonomen eingesetzt, die seit Tagen Athen mit einer Briefbomben-Serie in Atem halten – unter den Empfängern ist nach Medienberichten auch die deutsche Botschaft.

Im Kanzleramt fiel das Päckchen bei der üblichen Kontrolle der Post auf, teilte der Regierungssprecher mit. Weil der Verdacht auf Sprengstoff bestand, wurden Experten hinzugezogen.

Ein Sprecher des Kanzleramts sagte, um welche Materialien es sich beim Inhalt handele, sei noch unbekannt. Die Ermittlungen dazu hätten erst begonnen. Das Päckchen sei nicht in die Poststelle gelangt, sondern in dem außerhalb des Zentralgebäudes liegenden Postüberprüfungsraum aufgefallen. Das Bundeskanzleramt wurde nicht evakuiert. Mitarbeiter zeigten sich überrascht von der ersten Meldung mit Verdacht auf Sprengstoff. Ein Krisenstab wurde nicht gebildet, das Kanzleramt war nicht abgesperrt. Die „Berliner Morgenpost“ berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, der Einsatz sei gegen 15.30 Uhr zu Ende gewesen. Der „Tagesspiegel“ zitierte Sicherheitskreise mit dem Satz: „Das Ding sah so aus, dass jemand ein Zeichen setzen wollte.“

Eine mögliche Spur führt nach Griechenland. Dort hatte die Polizei am Montag zwei verdächtige Männer festgenommen. Bei ihnen wurden zwei Briefbomben mit Schwarzpulver gefunden, von denen eine an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy adressiert war. Die deutschen Diplomaten in Athen nehmen aus Sicherheitsgründen inzwischen keine Pakete von Kurierdiensten mehr an.