Neuer Angriff auf die Bundeswehr. Taliban töten in Afghanistan vier weitere Europäer

Kundus/Selsingen. Soldaten der Bundeswehr haben am Wochenende im Feldlager Kundus in Afghanistan Abschied von ihrem getöteten Kameraden genommen. Auch seine Heimatgemeinde Selsingen in Niedersachsen gedachte beim Sonntagsgottesdienst des 26-jährigen Fallschirmjägers. Sein Leichnam war nach der Trauerfeier am Sonnabend nach Deutschland geflogen worden. Der Oberfeldwebel war am Donnerstag bei einem Selbstmordanschlag der radikalislamischen Taliban in der afghanischen Unruheprovinz Baghlan ums Leben gekommen.

Bei dem Anschlag waren zudem 14 deutsche Soldaten verletzt worden. Bisher sind insgesamt 44 deutsche Soldaten beim Bundeswehr-Einsatz am Hindukusch ums Leben gekommen. Beim Gottesdienst in Selsingen beteten rund 140 Kirchenbesucher und zündeten Kerzen für den Oberfeldwebel an, wie der Sprecher des Kirchenkreises Bremervörde-Zeven, Kay Oppermann, sagte. "Die Kirche war deutlich voller als bei anderen Gottesdiensten am Sonntag", sagte Oppermann.

Drei Tage nach dem tödlichen Anschlag sind gestern erneut deutsche Soldaten Ziel eines Sprengstoffangriffs geworden. Dabei wurden aber keine Soldaten verletzt, auch die Fahrzeuge blieben unbeschädigt, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Demnach explodierte wenige Kilometer östlich des Stützpunkts Kundus eine Sprengfalle, kurz nachdem eine Fahrzeugkolonne der Bundeswehr auf dem Rückweg ins Lager war.

Bei einem Rebellen-Angriff im Westen Afghanistans wurden vier italienische Nato-Soldaten getötet. Sie gerieten nach einem Einsatz in einen Hinterhalt. Außerdem wurde eine in Afghanistan verschleppte britische Entwicklungshelferin bei einem fehlgeschlagenen Befreiungsversuch getötet. Die 36-Jährige sei von ihren Entführern umgebracht worden, sagte der britische Außenminister William Hague.

Die Bundesanwaltschaft hat indessen von den USA die Auslieferung des Hamburger Islamisten Ahmed Siddiqi verlangt, der im US-Militärgefängnis Bagram in Afghanistan gefangen gehalten wird. Siddiqi gehörte zu einer Gruppe von zehn Islamisten, die im März 2009 von Hamburg aus ins afghanisch-pakistanische Grenzgebiet geflogen waren, um dort an einer Terror-Ausbildung teilzunehmen. Vor allem von Ahmed Siddiqi sollen die Informationen über geplante Terroranschläge in Europa stammen.