Nordkorea wird auf die Thronfolge Kim Jong-uns vorbereitet

Hamburg/Seoul. Der Sohn des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-il ist nach Berichten der staatlichen Medien zum General befördert worden. Es war das erste Mal, dass der 27 oder 28 Jahre alte Kim Jong-un überhaupt in den Medien Nordkoreas erwähnt wurde. Dieser Umstand sowie die Beförderung stärken Gerüchte, nach denen der schwer kranke 68-jährige Diktator seinen jüngsten Sohn zum Nachfolger aufbauen will. Kim Jong-un ist derzeit Chef des nordkoreanischen Geheimdienstes, verfügt aber über keine politische Erfahrung. Von ihm kursieren nur zwei Fotos - das neuere stammt offenbar aus seiner Zeit als Schüler in einem Internat in Bern.

Auf dem größten Kongress der regierenden Arbeiterpartei seit 30 Jahren wurde auch Kim Jong-ils Schwester Kim Kyong-hui in den Generalsrang erhoben. Der Machthaber selber ließ sich von der Partei unter frenetischem Beifall im Amt des Generalsekretärs bestätigen, das er seit 1997 innehat. Kim Jong-il ist der Sohn des Staatsgründers Kim Il-sung und beerbte ihn nach dessen Tod 1994. Kim Jong-ils politische Karriere war bereits seit 1980 kontinuierlich aufgebaut worden.

Es wird vermutet, dass Kim Jong-un, der in den Staatsmedien als "brillanter Genosse" und "junger Kapitän Kim" bezeichnet wird, bereits inoffiziell in die Nationale Verteidigungskommission aufgenommen wurde, die als mächtigstes Staatsgremium des kommunistischen Landes gilt. Ihr Vorsitzender ist Kim Jong-il, sein Stellvertreter ist sein Schwager Jang Song-taek. Der amerikanische Nordkorea-Experte Mike Chinoy, Autor eines Enthüllungsbuchs über das asiatische Land, wies im US-Sender CNN auf eine Reihe weiterer Ernennungen hin, die für die Zukunft Koreas und sein Verhältnis zum Westen bedeutsam sein könnten.

So sei der frühere Premierminister Park Pong-ju, der wegen seines wirtschaftlichen Reformkurses entmachtet worden war, mit einer Schlüsselposition in der Industrie betraut worden. Park ist ein Verbündeter von Kims Schwager Jang Song-taek. Ferner sei Vizeaußenminister Kang Sok-ju, der 1994 ein Atomabkommen mit der US-Regierung unter Bill Clinton aushandelte, zum Vizepremier ernannt worden. Sein Amtsnachfolger wurde Kim Gye-gwan, Chefunterhändler der Sechs-Parteien-Verhandlungen mit Südkorea, China, Japan, Russland und den USA über Nordkoreas Atomprogramm. Kims Vize Ri Yong-ho wurde ebenfalls befördert.

Nach Ansicht von Mike Chinoy, Wissenschaftler am US-China-Institut der Universität von Südkalifornien, der Nordkorea 14-mal besuchte, könnten diese Personalentscheidungen darauf hindeuten, dass das Regime in Pjöngjang künftig mehr zu Wirtschaftsreformen und Diplomatie neigen wird.

In den vergangenen Jahren ist es im bitterarmen, aber hochgerüsteten und international weitgehend isolierten Nordkorea immer wieder zu verheerenden Hungersnöten gekommen, denen vermutlich mehrere Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind.