Eine Schulreform als Folge eines Hurrikans ist bizarr - aber nach Katrina wurde New Orleans zum Labor der weitgehendsten Schulreform in den USA. Zuvor gehörten die öffentlichen Schulen der Stadt zu den Schlusslichtern in Louisiana, gemessen an den Schüler-Leistungstests; und Louisiana belegte im nationalen Ranking den vorletzten Platz. Als der Hurrikan 2005 nahezu alle Schulgebäude zerstörte, reagierte die Bush-Regierung prompt: Sie entließ 4700 Lehrer und beauftragte zwei erfahrene Bildungsfunktionäre, Paul Pastorek und Paul Vallas, mit einer umfassenden Privatisierung des Schulsystems. Attac-Gründerin Naomi Klein sprach damals von einer "pädagogischen Enteignung".

Heute sind von den herkömmlichen Public Schools nur fünf große geblieben, fast 60 Prozent aller Kinder besuchen eine der 51 neuen, privat betriebenen "Charter Schools". Die erhalten staatliche Zuschüsse, deren Höhe vom Abschneiden der Schüler im nationalen Leistungs-Ranking abhängt. Die Schulleiter können die Lehrpläne freier gestalten; sie dürfen Lehrer/innen frei wählen, deren Gehälter frei aushandeln und sie sogar entlassen - zum Ärger der Lehrergewerkschaft UFT. An vielen Charter Schools wird täglich zwei Stunden länger gelernt und pro Jahr 193 Tage statt 173. Die Konkurrenz der Schulen ist groß. Einige konnten die Leistungen der Schüler signifikant verbessern - nicht alle. Denn ein Problem beheben Schulen allein nicht: Der Alltag vieler Familien ist auch nach Katrina geprägt von Armut, Jobmangel und einer hohen Kriminalitätsrate.