Spendenaktion läuft nur zögerlich an. Uno braucht mehr Mittel

Islamabad/New York. Die von den Vereinten Nationen geforderten knapp 460 Millionen Dollar Nothilfe für die Flutopfer in Pakistan reichen voraussichtlich nicht aus. Es gebe eine "große Wahrscheinlichkeit", dass mehr Mittel benötigt würden, sagte der Sprecher des Uno-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten in Islamabad, Maurizio Giuliano. Ein Grund sei, dass nach neuen Schätzungen acht Millionen Menschen in Pakistan dringend Hilfe bräuchten - zwei Millionen mehr als bisher angenommen.

Von den bislang beantragten knapp 460 Millionen Dollar habe die Uno inzwischen mehr als die Hälfte erhalten. Neben den 231 Millionen Dollar, die eingegangen seien, gebe es Zusagen über weitere gut 41 Millionen Dollar.

Bundespräsident Christian Wulff rief die Deutschen zu Spenden für die Flutopfer in Pakistan auf. "Jetzt brauchen wir dringend die Hilfe aller derer, die helfen können", sagte Wulff in einem ARD-Brennpunkt zur Flutkatastrophe. Er verwies darauf, dass in Pakistan eine Fläche so groß wie Italien überschwemmt sei. Es gehe ums nackte Überleben. Auch Millionen Kinder seien jetzt in allergrößter Not.

"Die Not der Menschen schreit zum Himmel", heißt es in einer in Bonn und Hannover veröffentlichten Erklärung der katholischen und der evangelischen Kirche. Es sei ein Gebot der Nächstenliebe, den in große Not geratenen Menschen zu helfen. Die Hilfsbereitschaft solle nicht durch Vorbehalte gegen ein Land und eine Region vermindert werden, in der schwierige politische Verhältnisse herrschten.

Die Bundesregierung stockte ihre finanzielle Unterstützung für die Hochwasseropfer noch einmal auf. Die Gelder werden von bisher 15 Millionen Euro auf 25 Millionen Euro erhöht. Das teilte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) mit. "Das Ausmaß der Überschwemmungen in Pakistan ist weitaus größer als ursprünglich angenommen." Deutschland beteiligt sich auch an internationalen Hilfsmaßnahmen und stellt damit insgesamt 68 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO berichtete, sie habe erst ein Viertel der von ihr anvisierten 43,5 Millionen Euro eingesammelt. Auch andere Hilfsorganisationen sind über die geringe Spendenbereitschaft erstaunt. "Wir sind ratlos, warum die internationale Gemeinschaft nicht so schnell und so großzügig reagiert hat, wie es in ihrer Macht gelegen hätte", sagte Ian Bray, ein Sprecher der britischen Hilfsorganisation Oxfam.

In New York wurde gestern bei einer Hilfskonferenz, eine reguläre Sitzung des Uno-Parlaments, über eine Aufstockung der Mittel für die Flutopfer beraten. Dazu wurde auch US-Außenministerin Hillary Clinton erwartet. Bereits am Vortag hatten die USA angekündigt, ihre finanzielle Unterstützung für Pakistan nochmals aufzustocken. Die USA hätten für die Bewältigung der Flutkatastrophe bisher etwa 90 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt.

Unterdessen drängte die US-Regierung die pakistanische Regierung dazu, die vom Erzfeind Indien angebotene Fluthilfe anzunehmen. "Bei der Reaktion auf eine Katastrophe sollte Politik keine Rolle spielen", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley. Indien hatte dem Nachbarland in der vergangenen Woche Hilfsgüter im Wert von fünf Millionen Dollar angeboten. Aus dem indischen Außenministerium hieß es gestern: "Wir warten immer noch auf eine Antwort."

Nach Schätzungen sind insgesamt 15,4 Millionen Menschen von der Jahrhundertflut in Pakistan betroffen, etwa die Hälfte davon seien Kinder.