Schwerster Zwischenfall seit dem Krieg von 2006 sorgt für Angst vor neuem Waffengang

Adaisse. An der Grenze zwischen dem Libanon und Israel ist es zum schwersten militärischen Zwischenfall seit vier Jahren gekommen: Drei Libanesen und ein israelischer Offizier kamen nach Angaben aus Beirut und Jerusalem gestern ums Leben, als sich Truppen der beiden Nachbarstaaten ein Feuergefecht in der Nähe der libanesischen Grenzortschaft Adaisse lieferten.

Erstmals seit dem Libanon-Krieg von 2006, bei dem sich Israel und die radikalislamische Hisbollah einen Monat lang bekämpften, fielen damit in dem Gebiet wieder Soldaten. Einer der Getöteten soll libanesischen Sicherheitskreisen zufolge zudem ein Journalist gewesen sein. Die Sorgen vor einem neuen Waffengang in der unruhigen Region wachsen.

Der Uno-Sicherheitsrat zeigte sich "zutiefst besorgt" über das tödliche Gefecht. In einer Sondersitzung rief das 15-köpfige Gremium gestern in New York beide Seiten zur "größtmöglichen Zurückhaltung" und zur "Vermeidung jedweder Eskalation" auf. Die Uno hat 13 000 Blauhelme im Südlibanon stationiert, um dort für Sicherheit zu sorgen. Die Regierungen beider Staaten warfen sich gegenseitig vor, für den Vorfall die Verantwortung zu tragen. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums sagte, der Libanon habe eine Resolution des Uno-Sicherheitsrates verletzt und warnte vor "Konsequenzen, falls sich die Verstöße" fortsetzen.

"Es fing an, als die Israelis einen Baum im Libanon fällen wollten", verlautete aus dem Umfeld libanesischer Sicherheitskräfte. Die libanesische Armee gab Warnschüsse ab, Israel habe mit Beschuss reagiert. Zwei libanesische Soldaten und ein libanesischer Journalist seien bei dem Schusswechsel getötet worden. Ein israelischer Kampfhubschrauber soll Raketen abgefeuert und einen gepanzerten Truppentransporter zerstört haben. Augenzeugen zufolge geriet auch Adaisse unter israelischen Artilleriebeschuss.

Das israelische Militär erklärte, auf seine Soldaten sei gefeuert worden, während diese Routine-Aktivitäten auf israelischem Territorium nachgegangen seien, und zwar im Bereich zwischen einem israelischen Sicherheitszaun und einer von der Uno gezogenen Grenze. Bei dem Vorfall sei auch ein israelischer Bataillonskommandeur getötet worden. In Sicherheitskreisen hieß es, die Lage habe sich etwas beruhigt. Die vom Iran und von Syrien unterstützte Hisbollah war an dem Schusswechsel nicht beteiligt.