Die L'Oréal-Erbin Bettencourt, die große Summen an Sarkozys UMP gezahlt haben soll, hatte bei der Vernehmung offenbar Gedächtnislücken.

Paris/Hamburg. Im französischen Steuer- und Spendenskandal um die 87-jährige L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt kommen die Ermittler nur mühsam voran. Die mit Spannung erwartete Vernehmung der reichsten Frau Frankreichs brachte keine neuen Erkenntnisse. Bettencourt habe den Eindruck erweckt, keinen genauen Überblick über ihr Vermögen und Finanzgeschäfte zu haben, berichtete die Zeitung „Le Monde“ (Mittwoch) unter Berufung auf Ermittler. Die alte Frau habe keinerlei präzise Angaben zu den Vorwürfen machen können. „Es ging um Erinnerungen, die sehr weit zurück reichen. Sie hat nicht mehr alle Details im Kopf“, sagte ihr Anwalt Georges Kiejman. Er habe den Ermittlern außerdem ein ärztliches Gutachten gegeben, nach dem die 87-Jährige zu 99,8 Prozent taub sei. Zu den Vorwürfen der illegalen Parteienfinanzierung habe sie sich bei dem etwa zwei Stunden dauernden Verhör nicht geäußert. „Politische Spenden waren eher Angelegenheit ihres Mannes“, sagte der Anwalt. Es war nicht bekannt, auf welche Art sie sich mit den Ermittlern verständigt hat. Ihr Anwalt war bei dem Verhör nicht dabei.

Alt und vergesslich – aber mit allen Wassern gewaschen

Bei der anschließenden Durchsuchung tauchte nach Informationen des Blattes auch ein Papier auf, nach dem Bettencourt ihrer Ex- Buchhalterin Claire Thibout zwei Wohnungen hatte vermachen wollen. Diese habe sie jedoch nie bekommen. Thibouts Anwalt vermutet, dass es sich um ein gefälschtes Dokument handelt, das die Glaubwürdigkeit seiner Mandantin in Mitleidenschaft ziehen soll. Die Aussagen der Ex- Buchhalterin hatten die Affäre ins Rollen gebracht. Sie korrigierte sie später teilweise, blieb aber dabei, dass der heutige Arbeitsminister Eric Woerth eine offenbar illegale Spende in Höhe von 150.000 Euro für den Wahlkampf von Nicolas Sarkozy in Empfang nahm. Bettencourt steht außerdem im Verdacht, dutzende Millionen Euro am Fiskus vorbei ins Ausland gebracht zu haben.