Die Chancen am Arbeitsmarkt sind laut OECD-Studie größer als in anderen Ländern

Hamburg. Einwanderer finden in Deutschland leichter einen Job als in vielen anderen Ländern - auch in Zeiten der Wirtschaftskrise. Zu diesem Ergebnis kommt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem neuen Migrationsbericht. Während Menschen mit ausländischen Wurzeln in Spanien, Irland oder Portugal wegen der Krise mit einer deutlichen Verschlechterung ihrer Arbeitsmarkt-Chancen zu kämpfen haben, hat sich ihre Situation in der Bundesrepublik kaum anders entwickelt als die der Inländer: Beide Gruppen waren gleich stark von den Auswirkungen der Krise betroffen.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), sagte: "Vielfalt wird in Deutschland zunehmend als Chance erkannt." Der Bericht zeige eindrucksvoll, dass man bei der Integration vorankomme.

Positive Entwicklungen gibt es laut OECD auch bei den zugewanderten Frauen. Weil die alternde Gesellschaft einen wachsenden Bedarf an Pflegekräften hat, finden sie zunehmend leichter einen Job. Auch in Zukunft könne sich dieser Trend fortsetzen, prognostiziert die Studie.

Ein Pluspunkt bei der Zuwanderung ist der deutsche Pass. Wer eingebürgert ist, hat deutlich höhere Chancen auf einen Arbeitsplatz als Migranten ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Allerdings ist die Zahl der Einbürgerungen in den vergangenen zehn Jahren drastisch zurückgegangen. Wurden im Jahr 2000 noch 180 000 Migranten eingebürgert, belief sich diese Zahl 2009 nur noch auf rund 96 000.

Der Migrations-Experte der Grünen im Bundestag, Memet Kilic, forderte eine Abschaffung des Einbürgerungstests, den Anwärter auf einen deutschen Pass seit 2008 bestehen müssen. "Er ist ein Hindernis bei der Integration in die Gesellschaft und damit auch in den Arbeitsmarkt", sagte er dem Abendblatt. Die Ergebnisse der OECD-Studie nannte Kilic zwar "erfreulich", er warnte jedoch vor einer ausschließlich positiven Deutung. "Zwar haben es Migranten leichter als anderswo. Leicht haben sie es in Deutschland aber dennoch nicht", sagte er. Auch die OECD-Studie weist darauf hin, dass Migranten in Deutschland nach wie vor häufiger arbeitslos seien als Einheimische. Bundesweit beträgt der Anteil der Menschen ohne deutschen Pass an den Erwerbslosen 15,4 Prozent. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) sind es in Hamburg sogar 24 Prozent. In Deutschland kommen die meisten Zuwanderer derzeit aus Polen, Rumänien, den USA und der Türkei. 2009 lebten rund 6,7 Millionen Menschen in Deutschland, die ausschließlich eine ausländische Staatsangehörigkeit besaßen.

Maria Böhmer forderte, die Qualifizierung besonders von jungen Migranten voranzutreiben. "Wir kämpfen mit großen Versäumnissen der Vergangenheit", sagte sie. Es sei nicht genug darauf geachtet worden, dass Zuwanderer und deren Kinder die deutsche Sprache gut erlernten.