Elf Verdächtige nach jahrelangen Ermittlungen festgenommen

New York. In den USA ist ein mutmaßlicher Spionage-Ring zerschlagen worden, der seit Anfang der 90er-Jahre Informationen für den russischen Geheimdienst gesammelt haben soll. Nach Angaben des US-Justizministeriums sind zehn Verdächtige an der Ostküste festgenommen worden. Ein Elfter ging den zypriotischen Behörden ins Netz, die ihn allerdings gegen 20 000 Euro Kaution wieder freiließen. Das Außenministerium in Moskau nannte die Festnahmen "unbegründet und ungehörig" und kritisierte die Veröffentlichung von "Spionagegeschichten im Geiste des Kalten Krieges".

Zehn mutmaßliche Spione seien am Sonntag in den vier nordöstlichen US-Bundesstaaten New York, New Jersey, Massachusetts und Virginia festgenommen worden, teilte das Justizministerium mit. Neun von ihnen wird demnach auch Geldwäsche zur Last gelegt. Spionage wird in den USA mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft, Geldwäsche mit bis zu 20 Jahren. Die Bundespolizei FBI hatte die Verdächtigen mehr als zehn Jahre lang überwacht, sie in ihren Wohnungen und in Hotelzimmern abgehört, ihre Anrufe mitgeschnitten und ihre E-Mails gelesen.

Die vom Justizministerium veröffentlichte Anklageschrift liest sich wie die Zusammenfassung eines Spionageromans mit verschlüsselten Botschaften, falschen Identitäten, Geschichten über vergrabenes Geld und versteckten Videokameras in Hotelzimmern. Unklar blieb jedoch, ob es den mutmaßlichen Spionen gelang, geheime US-Informationen zu sammeln und nach Moskau weiterzugeben.

Die Verdächtigen gaben an, Bürger der USA, Kanadas oder Perus zu sein. Sie sollten nach Angaben der US-Bundespolizei FBI dem russischen Auslandsgeheimdienst SWR - einem der Nachfolger des berüchtigten sowjetischen Geheimdienstes KGB - Bericht erstatten. Ihr Auftrag war, Regierungskreise zu infiltrieren und Informationen über Washingtons Afghanistan- und Iran-Politik sowie über einen geplanten Rüstungsvertrag zwischen Washington und Moskau zu sammeln. Das FBI listete in auch die Methoden des Netzwerks auf. Die Spione arbeiteten danach mit verschlüsselten Botschaften, Bargeld sei ihnen von russischen Boten bei Aufenthalten in lateinamerikanischen Ländern übergeben worden. Bei Reisen hätten die Spione falsche Pässe benutzt.