Am Montag sind bei Angriffen der sudanesischen Luftwaffe auf die von Südsudan besetzte Ölstadt Heglig fünf Zivilisten ums Leben gekommen.

Berlin/Kampala/Khartum. Außenminister Guido Westerwelle ist sehr besorgt über die jüngsten Kämpfe zwischen Sudan und Südsudan. Der Ressortchef fordere beide Konfliktparteien auf, „alle militärischen Feindseligkeiten umgehend einzustellen“, sagte ein Außenamtssprecher am Montag in Berlin. Von Südsudan erwarte die Bundesregierung die sofortige Räumung der Stadt Heglig. Beide Parteien müssten alle offenen Fragen im Dialog klären. Die Anwendung von Gewalt sei nicht hinnehmbar. Sudanesische Truppen hatten am Sonntag eine Grenzstadt in Südsudan angegriffen und vorübergehend besetzt. Zuvor hatten südsudanesische Truppen die ölreiche Grenzstadt Heglig eingenommen. Am Montag weiteten sich die Kämpfe aus.

+++Uno-Sicherheitsrat befürchtet Krieg im Sahel+++

+++Sudan-Krise: Clooney bittet US-Präsident Obama um Hilfe+++

Bei Angriffen der sudanesischen Luftwaffe seien am Montag in Heglig fünf Zivilisten ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher der südsudanesischen Streitkräfte. Die Nachrichtenagentur Sudan Media Center berichtete unterdessen, die sudanesischen Streitkräfte hätten die zuvor von Südsudan besetzte Ortschaft Mugum nahe der Grenze unter ihre Kontrolle gebracht.

Die Kämpfe an der Grenze waren am Sonntag weiter eskaliert. Ein Militärsprecher sagte, südsudanesische Truppen hätten den Angriff auf die Stadt Kuek in der Provinz Oberer Nil zurückgeschlagen. Sudanesische Soldaten versuchten, neue Fronten entlang der Grenze zu eröffnen, nachdem sie am Vortag vergeblich versucht hätten, die ölreiche Grenzstadt Heglig einzunehmen. Südsudanesische Truppen hatten die Stadt Heglig, die vom Sudan beansprucht wird, am Mittwoch eingenommen. Dort fördert der Sudan normalerweise etwa die Hälfte seiner Tagesproduktion von 150.000 Barrel Öl. Die Kämpfe zwischen Sudan und Südsudan brachen im Mai vergangenen Jahres in der umstrittenen Region Abjei aus, nur Monate nachdem sich der Süden offiziell unabhängig erklärt hatte. Die Kämpfe haben die Furcht vor einem Wiederaufflammen des sudanesischen Bürgerkriegs geweckt. Von 1955 bis 2005 kamen in dem Konflikt etwa zwei Millionen Menschen ums Leben. Damit war der Bürgerkrieg einer der längsten in der Geschichte Afrikas.

Angesichts des Konflikts hat Ägypten einen Vermittlungsversuch gestartet. Außenminister Mohammed Kamel Amr kam am Sonntag in Khartum an mit dem Ziel, die Spannungen an der Grenze einzudämmen, wie die ägyptische Nachrichtenagentur Mena meldete. Der Sudan ist allerdings erst zu Gesprächen mit dem Nachbarland bereit, wenn sich dessen Streitkräfte aus der umkämpften Heglig-Region zurückziehen. Zuvor werde es keine Verhandlungen geben, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Suna den sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al-Baschir nach einem Gespräch mit dem ägyptischen Außenminister.

Mit Material von dapd/rtr