Der sudanesische Verteidigungsminister kündigte am Freitag an, der Sudan werde sich ein verlorenes Ölfeld “mit Gewalt“ zurückholen.

New York. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen fordert ein „komplettes, sofortiges und bedingungsloses Ende“ der Auseinandersetzungen zwischen Sudan und Südsudan. „Es besteht die Gefahr eines Krieges“, warnte US-Botschafterin Susan Rice am Donnerstag in New York. Die Kämpfe seien eine „ernstzunehmende Bedrohung von Frieden und Sicherheit“, sagte Rice, die in diesem Monat Präsidentin des Uno-Sicherheitsrates ist. Der sudanesische Verteidigungsminister Abdel-Rahim Mohamed Hussein kündigte am Freitag an, ein gerade erst vom Südsudan erobertes Ölfeld mit allen Mitteln zurückgewinnen zu wollen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einer humanitären Tragödie in Ostafrika.

+++Südsudan lehnt Truppenrückzug aus Heglig ab+++

+++EU besorgt über Entwicklung im Sudan-Konflikt+++

„Wir werden den Süden überwältigen und uns Heglig mit Gewalt zurückholen“, zitierte die Zeitung „Sudan Tribune“ Verteidigungsminister Hussein am Freitag. Die südsudanesische Armee und Rebellengruppen hatten die umstrittene, rohstoffreiche Grenzregion am Mittwoch eingenommen. Der südsudanesische Präsident Salva Kiir wies hingegen alle internationalen Aufforderungen zum Abzug seiner Truppen zurück. „Ich bin ein Staatsoberhaupt, das für sein Volk verantwortlich ist, und ich lasse mir nichts von jemandem befehlen, unter dessen Kommando ich nicht stehe“, erklärte er. „Ich werde die Truppen nicht abziehen.“

Die Präsidenten beider Länder warfen sich unterdessen gegenseitig vor, einen Krieg zu provozieren. „Obwohl der Südsudan ein gerade erst entstandener Staat ist und Stabilität, Frieden, Entwicklung und Dienstleistungen braucht (...) hat das Land einen anderen Weg gewählt“, sagte der sudanesische Staatschef Omar al-Baschir in Khartum. Der Sudan habe kein Interesse an einem Krieg mit dem Nachbarstaat, „denn das ist eine Situation, in der beide Seiten nur verlieren können“. Auch Kiir betonte, sein Land sei nicht an einem Krieg interessiert.

Das Gremium der Vereinten Nationen rief beiden Seiten dazu auf, ihre Einheiten „16 Kilometer von der Grenze zu entfernen“. Der Rat verfolge den Konflikt „mit großer Sorge“. Das Gremium warnte davor, dass die bisher erreichte wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung durch fortwährende Gefechte zerstört werden könnte. Rice drängte beide Länder erneut zu dem von Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon vorgeschlagenen Gipfeltreffen. Der Uno-Chef hatte am Mittwoch in einem Telefonat mit dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir Mayardit die Regierungschefs zu einem Treffen aufgerufen, um „weiteres Blutvergießen zu vermeiden“.

GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius warnte am Freitag in Göttingen: „Ein Krieg würde die rund drei Millionen Menschen, die im Südsudan und im Grenzgebiet zwischen beiden Staaten zurzeit auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, in eine noch verzweifeltere Lage bringen.“ Die internationale Gemeinschaft solle daher zum "äußersten Mittel" greifen und den Regierungen beider Länder Sanktionen androhen, sollten sie nicht auf eine diplomatische Lösung des Grenzkonflikts setzen. "Mehr als 2,5 Millionen Tote im Südsudan durch Massenflucht, Vertreibung und Völkermord" seit 1955 mahnten, dass es keine Alternative zu Verhandlungen geben könne, fügte Delius hinzu

Der Südsudan hatte sich im vergangenen Juli vom Sudan gelöst. Der arabisch geprägte Norden und der rohstoffreiche, aber kaum erschlossene Süden streiten seit Jahrzehnten um die Ressourcen der Grenzprovinzen. So hat der Südsudan gerade eines der wichtigsten Ölfelder des Sudan erobert. Versuche der Afrikanischen Union, zwischen beiden Seiten zu vermitteln, sind bislang gescheitert.