Waffenhändler Viktor Bout wurde in den USA zu Haft und Geldstrafe verurteilt. Russland nennt das Urteil “unbegründet und voreingenommen“.

Moskau/New York. Das russische Außenministerium hat die Haftstrafe von 25 Jahren gegen den als "Händler des Todes" bekannt gewordenen russischen Waffenhändler Victor Bout als "unbegründet und voreingenommen" bezeichnet. Russland werde versuchen, Bout nach Hause zu holen, teilte das Ministerium am Freitag außerdem mit. "Diese Angelegenheit wird zweifelsfrei eine der wichtigsten Prioritäten auf der russisch-amerikanischen Agenda bleiben", hieß es.

Wie bereits in der Vergangenheit kritisierten die russischen Diplomaten die Festnahme Bouts als illegal. Außenminister Sergej Lawrow kündigte in einer über die russische Nachrichtenagentur ITAR-Tass verbreiteten Stellungnahme an, Bouts Fall am Donnerstag mit der US-Außenministerin Hillary Clinton besprechen zu wollen.

Am vergangenen Donnerstag verkündete ein New Yorker Gericht das Strafmaß. Die Staatsanwaltschaft hatte eine lebenslange Haft gefordert. US-Bezirksrichterin Shira Scheindlin begründete das deutlich geringere Strafmaß damit, dass die Bout zur Last gelegten Straftaten nur durch eine verdeckte Operation der US-Behörden ausgelöst worden seien, die vor vier Jahren zur Festnahme des früheren sowjetischen Offiziers in Thailand geführt habe.

25 Jahre Haft für Bout: Wie reagiert Russland?

Laut Staatsanwaltschaft wollte Bout einer südamerikanischen Guerillaorganisation für 20 Millionen Dollar Boden-Luft-Raketen und andere Waffen verkaufen, die damit US-Hubschrauber abschießen und Amerikaner töten wollten. Die Richterin sagte, es gebe keinen Beweis dafür, dass Bout diese Straftaten ohne die verdeckte Operation jemals geplant hätte. Deshalb sei nach dem Schuldspruch einer Geschworenen-Jury wegen terroristischer Aktivitäten die Mindeststrafe von 25 Jahren angemessen. Zudem ordnete das Gericht eine Geldstrafe von 15 Millionen Dollar an.

Bout ist bereits seit seiner Verhaftung vor vier Jahren in Thailand in Haft, 2010 wurde er an die USA ausgeliefert. Seine Anwälte hatten erklärt, der 45-Jährige sei kein Terrorist und die Aufhebung der Geschworenen-Entscheidung gefordert. Bout, der sechs Sprachen spricht, unterbrach den Staatsanwalt, als dieser erklärte, er habe der Lieferung von Waffen zugestimmt, mit denen Amerikaner getötet werden sollte. "Das ist eine Lüge", rief er auf Englisch. Auf Russisch fügte er hinzu, er habe "niemals die Absicht gehabt, jemanden zu töten. Gott kennt diese Wahrheit".

Bouts Waffen verschärften Konflikte

Die Staatsanwaltschaft beschrieb Bout als einen Geschäftsmann der gefährlichsten Art. "Transnationale Verbrecher wie Bout sind bereit, willens und fähig, Terroristen zu bewaffnen und ihre Kunden von intoleranten Ideologen zu tödlichen Verbrechern zu machen, die die größte Gefahr für zivilisierte Gesellschaften darstellen", erklärte die Anklage. Bout habe zudem mit seinen Waffenlieferungen kriegerische Konflikte in Ruanda, Kongo und Angola verschärft.

Als "Händler des Todes" wurde Bout in den 90er Jahren von einem ranghohen Mitglied der britischen Regierung bezeichnet. Bout baute in fast zwei Jahrzehnten eine Flotte von mehr als 60 Transportflugzeugen auf. Er gründete hunderte Unternehmen und sammelte ein Vermögen von angeblich mehr als sechs Milliarden Dollar an. Seine Laufbahn nach dem Ende der Sowjetunion war Inspiration für den Film "Lord of War" von 2005, in dem Nicholas Cage einen Waffenhändler spielte.

Bouts Flugzeuge flogen von Afghanistan bis Angola und transportierten dabei alles, von Erzen bis Gladiolen, von Bohrgestängen bis zu gefrorenem Fisch. Seine Spezialität war den Behörden zufolge allerdings der Waffenschwarzmarkt. Er soll seine Kunden mit Sturmgewehren, Munition, Luftabwehrraketen, Kampfhubschraubern und weiteren modernen Waffensystemen aus den Arsenalen der ehemaligen Roten Armee oder aus osteuropäischer Produktion versorgt haben.