Istanbul. Der Bürgerkrieg in Syrien ist gestern ein weiteres Mal gefährlich eskaliert. Erstmals beschoss die syrische Armee an der Grenze zur Türkei auch Flüchtlinge, die bereits türkisches Staatsgebiet erreicht hatten. Mindestens fünf Menschen wurden dabei verletzt, drei von ihnen schwer. Syrische Menschenrechtsaktivisten sprachen sogar von zwei Toten; diese Angaben konnten aber nicht bestätigt werden. Unter den Verletzten soll auch ein türkischer Staatsbürger sein, der in dem Flüchtlingslager Kilis als Übersetzer gearbeitet hatte. Unklar blieb, ob die Schüsse gezielt auf die Flüchtlinge abgegeben wurden oder Querschläger waren. In dem Grenzgebiet hatte es schwere Gefechte zwischen der Armee und Rebellen gegeben.

Die Regierung in Ankara richtete eine scharfe Warnung an das Regime in Damaskus. Die Kämpfe an der Grenze müssten sofort eingestellt werden. Das türkische Militär erhielt Anweisung, die Truppen in der Region zu verstärken. Vize-Außenminister Naci Koru sagte, die für heute vereinbarte Waffenruhe sei mit den Schüssen über die Grenze hinfällig geworden.

In der vom Uno-Sondergesandten Kofi Annan vermittelten Vereinbarung war vorgesehen, dass beide Seiten heute früh die Kämpfe einstellen und das syrische Militär aus den Städten abzieht. Die Führung in Damaskus hatte allerdings an den Ostertagen die ursprünglichen Zusagen wieder infrage gestellt.