Am Montag triff Papst Benedikt XVI. in Kuba ein. Das sozialistische Regime will regimekritische Kundgebungen während des Visite auf jeden Fall verhindern. Oppositionelle hoffen derweil auf eine ermutigende Geste des Kirchenoberhauptes.

Havanna. Szenen wie diese haben in den Tagen vor dem im Ausland mit Spannung erwarteten Kubabesuch von Papst Benedikt XVI. echten Seltenheitswert: Junge Kubaner tanzen am Abend auf dem Platz Parque Central in der Altstadt von Havanna zu Chartmusik mit satten Bässen und feiern. Auf einem Transparent steht „Jóvenes Cubanos para el Papa“ („Junge Kubaner für den Papst“). Im Hintergrund läuft auf einer Leinwand eine aufgezeichnete Rede des Papstes. Und jedes Mal, wenn das Wort Kuba fällt, jubeln die Kubaner ihm zu.

Abseits dieser Feier für das Oberhaupt der Katholischen Kirche fällt die Vorfreude der meisten Kubaner in der Hauptstadt Havanna jedoch sehr verhalten aus. Nur wenige Plakate an Kirchen, Haustüren und Fassaden deuten auf den Besuch hin. 14 Jahre nach seinem Vorgänger Johannes Paul II. ist es der erste Besuch des Papstes auf der Karibikinsel. Im Anschluss an seine Reise nach Mexiko will Benedikt XVI. drei Tage lang vom 26. bis 28. April den rund 6,5 Millionen Katholiken in Kuba einen Besuch abstatten. Zudem werden Katholiken aus aller Welt zu den zwei großen Messen in der Hauptstadt Havanna und in Santiago de Kuba erwartet.

Einer von ihnen ist der 18-jährige Jakob aus Texas. Obwohl seine Eltern die Reise ins kommunistische Kuba verboten hatten, ist Jakob zusammen mit knapp 40 Freunden nach Havanna gereist. „Es ist eine große Ehre, den Papst zum ersten Mal persönlich zu treffen“, sagt er. Dass dies in Kuba geschieht, ist für ihn nicht wichtig. „Wir sind alle Christen, egal ob Kubaner oder Amerikaner oder sonst wer.“ Jakob hofft, dass zumindest in diesen Tagen die Nationalitäten und große Politik keine Rolle spielen. Bei aller Vorfreude ist er aber auch enttäuscht: „Ich hätte mir mehr karibische Feiern zum Papst gewünscht. Cuba Libre, Sonne und eben unseren Papst.“

„Auch wir Kubaner wissen, dass die Welt in diesen Tagen auf uns schaut“, sagt die 60-jährige Miriam. Miriam, die ihren Nachnamen nicht nennen will, steht dem „neuen Papst“, wie sie ihn nennt, eher skeptisch gegenüber, so wie viele Katholiken auf der Insel. „Wir haben den Brief nicht vergessen“, betont Miriam. Sie spielt damit auf eine 1984 von Joseph Ratzinger verfasste Glaubenskongregation an. Der heutige Papst hatte damals – mit dem Wohlwollen von Johannes Paul II., massiv die politischen Verhältnisse in kommunistischen Regimen kritisiert.

Doch es ist nicht nur diese fast 20 Jahre alte Geschichte, die das Verhältnis zwischen Kuba und dem Vatikan trübt. Auch Benedikt XVI. kann bei den Menschen nicht besonders punkten. „Den anderen (Johannes Paul II.) mochten wir mehr, weil er nahe an den Menschen war.“ Zudem stößt die Fahrt im voraussichtlich geschlossenen Papa-Mobil auf keinerlei Verständnis. „Er soll nicht in seinem Glasgefäß kommen, er soll sich unter die Menschen begeben, sie segnen“, kritisiert Miriam.

Offiziell ist dies in Kuba in diesen Tagen aber kein Thema. Die Medien berichten nur wenig über den anstehenden Besuch. Für die Katholiken sind Fernsehen, Radio und Zeitungen in diesem Fall jedoch ohnehin nicht wichtig, wie Miriam meint: „Die Informationen bekommen die Kubaner in den Kirchen.“

Auf der Straße wird bei den Kubanern unter der Hand sarkastisch bemerkt: „Die Leute sagen, der Papstbesuch kostet uns 20 Millionen Pesos (15 Millionen Euro), und ich habe nichts zu essen.“ Trotz aller Kritik und Skepsis – zur Abschlussmesse am 28. April unter freiem Himmel auf dem Platz der Revolution werden Hunderttausende erwartet. Zuvor werden viele Tausende in einer gemeinsamen Prozession die Schutzpatronin Kubas zu dem Platz geleiten. Benedikt XVI. will sie bei der Messe segnen. Dies macht auch der kritischen Miriam Hoffnung: „Man weiß ja nie was passiert. Wenn der Papst kommt, können Wunder passieren.“