Zahlreiche Autobomben explodierten in mehreren Städten des Landes. Der schwerste Anschlag ereignete sich im schiitischen Pilgerort Kerbela.

Bagdad/Kairo. Bei mehr als 30 koordinierten Bombenanschlägen sind am Dienstag im Irak mindestens 52 Menschen getötet und 250 weitere verletzt worden. Die Anschlagsserie in mehr als einem Dutzend Städten wurde kurz vor einem symbolisch wichtigen Treffen der Arabischen Liga verübt. Sie schürte Zweifel, ob die Regierung in Bagdad nach dem Abzug der US-Truppen in der Lage ist, für die Sicherheit zu sorgen.

Laut eines Medienberichts hat sich eine Gruppe zu den Taten bekannt, die der Terrororganisation al-Qaida nahesteht. Wie die irakische Nachrichtenwebsite Sumaria News am Mittwoch berichtete, behaupteten die Islamisten mit dem Namen „Islamischer Staat Irak“, damit das irakische Sicherheitskonzept zum Gipfel der Arabischen Liga in der kommenden Woche untergraben zu wollen. Die Zusammenkunft bezeichnet die Gruppe als „Treffen der arabischen Tyrannen“.

Der Gipfel soll am nächsten Dienstag mit Gesprächen arabischer Minister beginnen und am Donnerstag (29. März) mit Beratungen der Staats- und Regierungschefs seinen Höhepunkt haben. Die irakische Regierung sieht ihn nicht gefährdet. Der irakische Botschafter bei der Arabischen Liga in Kairo, Kais Assawi, verwies darauf, dass die Anschläge fernab der Grünen Zone verübt worden seien, wo die Veranstaltung stattfinden werde. Die sogenannte Grüne Zone ist von Betonmauern und mehreren Sicherheitsschleusen umgeben.

Die Regierung des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki hat nach lokalen Medienberichten rund 450 Millionen Dollar (342,5 Mio. Euro) in die Vorbereitung sowie Sicherheits- und Infrastrukturmaßnahmen investiert. Es ist das erste Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Bagdad seit mehr als 20 Jahren. Wegen der Umstürze in der arabischen Welt hatte die Liga ihre im Mai 2011 in Bagdad geplante Jahreskonferenz abgesagt.

+++Mindestens 38 Menschen sterben bei Anschlagsserie+++

Die schwersten Explosionen ereigneten sich in der den Schiiten heiligen südirakischen Stadt Kerbela. Bei einem Doppel-Anschlag im morgendlichen Berufsverkehr wurden dort nach offiziellen Angaben 13 Menschen getötet und 48 verletzt. Anschläge wurden unter anderem auch in der Hauptstadt Bagdad, in Kirkuk, Samarra, Ramadi und Hilla verübt. In Bakuba und Falludscha konnte die Polizei Bomben entschärfen.

Die meisten Angriffe galten den irakischen Sicherheitskräften und der Polizei. In der kommenden Woche soll in Bagdad erstmals seit rund 20 Jahren wieder ein Treffen der Arabischen Liga stattfinden. Die Regierung hatte deswegen bereits die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Experten sagten, hinter den Anschlägen stecke vermutlich eine große, gut organisierte Gruppe. Ein Bekennerschreiben lag nicht vor. „Es ist wahrscheinlich ein Versuch, den Behörden zu zeigen, dass ihre Sicherheitsmaßnahmen nicht ausreichend sind“, sagte der Irak-Spezialist John Drake von der AKE Group.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle verurteilte die Anschläge. „Terrorakte und Gewalt drohen, den innerirakischen Versöhnungsprozess zunehmend in Frage zu stellen“, erklärte Westerwelle. Mit dem Gipfel der Arabischen Liga kehrt der Irak auch als Gastgeber auf die politische Bühne in der Region zurück. Obwohl die Gewalt seit der Hochphase der religiösen Auseinandersetzungen zwischen Schiiten und Sunniten 2006 und 2007 nachgelassen hat, kommt es regelmäßig zu Anschlägen. Auch die Polizei ist fast täglich im Visier von Aufständischen. (dapd/dpa/rtr)