Zahlreiche Autobomben explodierten in mehreren Städten des Landes. Der schwerste Anschlag ereignete sich im schiitischen Pilgerort Kerbela.

Bagdad/Kairo. Bei einer Serie landesweiter Anschläge im Irak sind am Dienstag mindestens 46 Menschen ums Leben gekommen. 200 weitere Menschen wurden verletzt. Ziel der Anschläge wenige Tage vor einem Treffen der Arabischen Liga in Bagdad waren vor allem Sicherheitskräfte und Schiiten, wie die Behörden mitteilten. Insgesamt acht Städte waren von der Welle der Gewalt betroffen. Anschläge ereigneten sich neben Kerbela unter anderem in der Hauptstadt Bagdad, in Kirkuk, Samarra, Ramadi und Hilla. In Bakuba und Falludscha konnte die Polizei Bomben entschärfen. In Bagdad hat die Regierung bereits die Sicherheitsvorkehrungen vor dem Gipfel verschärft. Das Treffen soll vom 27. bis 29. März stattfinden. Experten sagten, hinter den Anschlägen stecke vermutlich eine große, gut organisierte Gruppe. Ein Bekennerschreiben lag nicht vor. „Es ist wahrscheinlich ein Versuch, den Behörden zu zeigen, dass ihre Sicherheitsmaßnahmen nicht ausreichend sind“, sagte der Irak-Spezialist John Drake von der AKE Group.

In der schiitischen Pilgerstadt Kerbela, etwa 80 Kilometer südlich von Bagdad wurden bei Explosionen zweier Autobomben in einem belebten Einkaufsviertel mit Restaurants mindestens 13 Menschen getötet und 50 weitere verletzt, sagte ein Mitglied des Provinzrates, Hussein Schadhan al Abudi. Er machte die Al-Kaida für die Anschläge verantwortlich. Ziel der Attentäter sei es, kurz vor dem Treffen der Arabischen Liga in der kommenden Woche das Vertrauen der Menschen in die Regierung zu erschüttern.

Kerbela ist wegen der vergoldeten Schreine zweier Imame Pilgerstätte für Anhänger des schiitischen Glaubens. Sowohl die Mitglieder der Terrororganisation Al-Kaida als auch die Anhänger des gestürzten Regimes des ehemaligen Machthabers Saddam Hussein sind hingegen Sunniten. Die amtierende Regierung ist von Schiiten geführt.

Auch im Norden des Landes schlugen die Attentäter zu. In der Provinzhauptstadt Kirkuk explodierte eine Autobombe vor dem Polizeihauptquartier, dabei kamen 13 Menschen, vorwiegend Polizisten, ums Leben, sagte Brigadegeneral Sarhad Kadir. Es habe 59 Verletzte gegeben. In der westlich gelegenen Stadt Falludscha erschütterte eine Explosion das Haus eines ranghohen Polizeibeamten.

In der Hauptstadt wurden Bombenanschläge in der Nähe der sogenannten „Green Zone“ verübt, einem schwer bewachten und befestigten Stadtteil. Schüsse wurden auf einen Kontrollposten abgefeuert. In dem Stadtteil soll kommende Woche vom 27. bis 29. März das Treffen der Arabischen Liga stattfinden.

Der Vorsitzende des Provinzrates von Bagdad entkam nur knapp der Explosion einer Sprengfalle, der jedoch Polizisten und Passanten zum Opfer fielen. Auch im Süden des Landes wurden Anschläge verübt. Betroffen waren die Städte Latifijah und Hilla. In Mahmuddija südlich der Hauptstadt explodierte eine Bombe am Straßenrand in einem belebten Viertel.

Das geplante Treffen der Arabischen Liga war zunächst für das vergangene Jahr angesetzt worden, jedoch wegen Bedenken über die Sicherheitslage im Irak verschoben worden. In der vergangenen Woche kündigte die Regierung an, sie werde vor dem Treffen eine große Zahl von Sicherheitskräften in Bagdad zusammenziehen, insgesamt etwa 26.000 Polizisten und Soldaten.

Die Behörden waren davon ausgegangen, dass es zu Angriffen kommen würde. Mit weiteren Anschlägen wird gerechnet. Ende Dezember zogen die USA ihre letzten Kampftruppen aus dem Irak ab. Bei mehreren Anschlägen am 23. Februar kamen insgesamt 55 Menschen ums Leben und 225 wurden verletzt.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle verurteilte die Anschläge aufs Schärfste. „Terrorakte und Gewalt drohen, den innerirakischen Versöhnungsprozess zunehmend in Frage zu stellen“, erklärte Westerwelle. Mit dem Gipfel der Arabischen Liga kehrt der Irak auch als Gastgeber auf die Politikbühne in der Region zurück. Obwohl die Gewalt seit der Hochphase der religiösen Auseinandersetzungen zwischen Schiiten und Sunniten 2006 und 2007 nachgelassen hat, kommt es regelmäßig zu Anschlägen. Auch die Polizei ist fast täglich im Visier von Aufständischen. (rtr/dapd)