Das Massaker eines US-Soldaten an Zivilisten hat in Afghanistan harte Kritik an ausländischen Truppen ausgelöst. Obama verspricht Bestrafung.

Kabul. Das Massaker eines US-Soldaten an Zivilisten hat in Afghanistan Wut und harte Kritik an den ausländischen Truppen ausgelöst. Das Parlament in Kabul erteilte den internationalen Soldaten eine scharfe Warnung. "Die Toleranzgrenze des afghanischen Volkes ist erreicht", hieß es in einer Mitteilung des Unterhauses (Wolesi Dschirga). Nach afghanischen Regierungsangaben hatte ein inzwischen festgenommener US-Soldat in der Nacht zu Sonntag in der südafghanischen Provinz Kandahar 16 Zivilisten ermordet. Darunter waren neun Kinder und drei Frauen.

Das bringt auch US-Präsident Barack Obama in eine neue Lage. Denn er muss auch im eigenen Land während des Präsidentschaftswahlkampfes den Afghanistaneinsatz rechtfertigen. Was einst als selbstverständliche militärische Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 begann, hat nach zehn Jahren nur noch wenige begeisterte Unterstützer. Prominente Politiker sowohl der Demokraten als auch der Republikaner fordern die Einhaltung des Zeitplans zum Abzug der US-Truppen bis Ende 2014 - wenn nicht noch früher.

+++ US-Soldat tötet bei Amoklauf auch Kinder und Frauen +++

Obama versprach den Afghanen eine schnelle Aufklärung und eine Bestrafung des Täters. Erst kürzlich waren sechs US-Soldaten getötet worden, nachdem bekannt geworden war, dass auf einem US-Stützpunkt Koranexemplare verbrannt worden waren.

Die "New York Times" zitierte Dorfbewohner, die sagten, der Unteroffizier sei von Tür zu Tür gegangen und in drei verschiedene Häuser eingedrungen. Dort habe er seine Opfer getötet und mehrere der Leichen verbrannt, darunter auch die von vier Mädchen im Alter von unter sechs Jahren. Der Unteroffizier sei von seiner Basis im Unruhedistrikt Pandschwai aus mehr als eine Meile (1,6 Kilometer) weit zum Tatort gelaufen. Der mutmaßliche Einzeltäter ist ein 38-jähriger Feldwebel, der verheiratet sei und zwei Kinder habe. Er sei seit Dezember in seinem ersten Afghanistan-Einsatz. Zuvor sei er dreimal im Irak stationiert gewesen.